Merkel in Südafrika
5. Oktober 2007Merkel setzt auf die Vermittlerrolle des südafrikanischen Präsident Thabo Mbeki im dem von drastischen Menschenrechtsverletzungen erschütterten Nachbarland Simbabwe. In ihrem Gespräch mit Mbeki am Freitag (5.10.2007) in Pretoria bezeichnete die Kanzlerin die Lage in Simbabwe als desaströs. Das "habe ich in unserem Gespräch klar gesagt". Merkel besuchte Südafrika als zweite Station ihrer Drei-Länder-Reise, die in Äthiopien begann und die sie am Sonntag noch nach Liberia führt.
Mbeki hatte Merkel am Vormittag mit militärischen Ehren empfangen. Der südafrikanische Präsident ist als Vermittler zwischen der Regierung von Präsident Robert Mugabe und der Opposition in Simbabwe bei der Vorbereitung freier Wahlen im Frühjahr 2008 aktiv. Er zeigte sich zuversichtlich: "Es gibt gute Fortschritte", sagte er mit Blick auf die Kräfte in Simbabwe. Ziel seien etwa Gesetzesänderungen und die Wiedereinsetzung der Wahlkommission. "Wir sind recht zuversichtlich, dass die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden können."
EU-Afrika-Gipfel
Der südafrikanische Präsident rief die Staatengemeinschaft dazu auf, die wirtschaftlichen Probleme Simbabwes nach der Wahl gemeinsam zu lösen. Die westlichen Sanktionen gegen das Land werden unter anderem für die katastrophale Wirtschaftslage verantwortlich gemacht.
Merkel lobte das Engagement Südafrikas bei der Lösung von Konflikten auf dem Kontinent. Unter der Lage in Simbabwe leide Südafrika auch wegen der tausenden Flüchtlinge im Land. Sie bekräftigte die Teilnahme Deutschlands am EU-Afrika-Gipfel im Dezember in Lissabon auch dann, wenn Mugabe zu der Konferenz kommt. Alle AU-Mitgliedstaaten seien eingeladen, sagte Merkel. Sie kündigte ein offenes Wort an: "Wir werden unsere Einschätzung und kritische Worte durchaus sagen."
Besuch in Soccer City
Auch die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika war Thema des Gesprächs. Merkel berichtete Mbeki von den Erfahrungen Deutschlands als Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr. "Wir haben erlebt, dass sich durch die WM das Bild Deutschlands in der Welt verändert hat", sagte sie. Sie hoffe, dass auch in Südafrika die WM "wunderbar abläuft". Deutschland werde gerne behilflich sein. Vor allem die Sicherheit in dem von Kriminalität geplagten Land bereitet den Organisatoren Sorgen.
Merkel begab sich anschließend gemeinsam mit dem Manager der deutschen Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, und DFB-Generalsekretär Horst Schmidt zum Stadion Soccer City in Johannesburg. Die Arena soll nach einem Ausbau für die Weltmeisterschaft 94.700 Zuschauer fassen und das Hauptstadion für die erste Fußball-WM in Afrika sein. Der Ort ist historisch: In Soccer City fand 1990 die erste Massenkundgebung nach der Freilassung Nelson Mandelas statt.
Mit dem ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Mandela wollte Merkel in Pretoria noch zusammenkommen, bevor sie am Samstag weiter nach Kapstadt reist. Dort steht unter anderem die Besichtigung eines Umwelt- und eines Aids-Projekts auf dem Programm.