Landpartie auf Chinesisch
30. Oktober 2015China und Deutschland wollen bis 2016 einen Verzicht auf Computerspionage im Wirtschaftsbereich aushandeln. Das hat Chinas Ministerpräsident Li Keqiang bei einem gemeinsamen Auftritt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Wirtschaftskonferenz in der chinesischen Provinzstadt Hefei angekündigt. Merkel hatte bereits am Donnerstag erklärt, dass beide Regierungen ein solches No-Spy-Abkommen anstrebten.
Dies sei Voraussetzung für eine engere Zusammenarbeit im Digitalbereich. Die USA und Großbritannien hätten schon solche Vereinbarungen mit China. "Wir wollen hier sehr schnell nachziehen." Die entsprechenden Gespräche würden nun schnell aufgenommen.
Und wieder ein Auftrag für Airbus
Jahrelang schon klagen deutsche Firmen, dass aus China heraus ihr Know-how gestohlen werde. Aus diesem Grund läuft auch die eigentlich vereinbarte Zusammenarbeit bei der sogenannten "Industrie 4.0" nicht rund. Deutsche Unternehmen fürchten, dass durch die dabei entstehende Vernetzung ganzer Unternehmensbereiche die Wirtschaftsspionage weiter erleichtert wird.
Bei Merkels Besuch in der Provinz Anhui, der Heimatregion von Li, wurden weitere Wirtschaftsabkommen unterzeichnet. Die 15 Verträge haben ein Gesamtvolumen von zwei bis drei Milliarden Euro. Mit dabei ist auch ein Auftrag für den europäischen Luftfahrtkonzern Airbus. Nach dem Großauftrag vom Vortag sicherte China dem Konzern zu, unter anderem 100 Hubschrauber für rund eine Milliarde Euro abzunehmen. Im Rahmen des über sieben Jahre laufenden Geschäfts wird eine Produktionslinie für die leichten Helikopter vom Typ H135 in China aufgebaut.
Mehr Jugend- und Bildungsaustausch
Bei einem Besuch der Universität Hefei vereinbarten Merkel und Li außerdem, den Jugend- und Bildungsaustausch zwischen beiden Ländern anzukurbeln. Dabei soll die Universität in Hefei, der Partnerstadt von Osnabrück, zum Pilotprojekt für die Bildungszusammenarbeit beider Länder werden. Bereits am Vortag hatten die Regierungschefs vereinbart, das Jahr 2016 zum "Deutsch-Chinesischen Jahr des Schüler- und Jugendaustausches" zu machen.
Die Einladung in der Provinz Anhui gilt als große Ehre für Kanzlerin Angela Merkel. Es war das erste Mal, dass Chinas Ministerpräsident Li Keqiang einen ausländischen Regierungschef in seine Heimatregion eingeladen hat und dorthin begleitete. Zum Abschluss der Reise besuchte Merkel in der Nähe von Hefei das Dorf Shen Fu. Es gilt als Musterbeispiel für die neue chinesische Dorfentwicklung. Neben Gesprächen mit Dorfbewohnern schaute sich die Kanzlerin auch eine Krankenstation und eine Grundschule an.
cw/cr (dpa, rtr)