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Meteorologen warnen vor Riesen-El Nino

14. August 2015

Tote Krabben und hungernde Seelöwen in Kalifornien, brennende Tropenwälder in Indonesien. Das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen ist in diesem Jahr schon früh zu spüren und es soll noch schlimmer kommen.

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Krabben am Strand von Laguna Beach in Kalifornien (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/E. Garcia

Die Experten sind alarmiert. Beim Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW) gehen die Meteorologen mit 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon aus, dass El Nino in diesem Jahr noch stärker wird als 1997/98. Der damalige El Nino gilt als der folgenschwerste in 100 Jahren.

Schon seit März spürbar

Das regelmäßig wiederkehrende Wetterphänomen hatte sich dieses Jahr schon im März bemerkbar gemacht und wird voraussichtlich bis zum nächsten Frühjahr anhalten. Es führt alle paar Jahre dazu, dass die Temperatur der Wasseroberfläche des Pazifik am Äquator deutlich über die normalerweise üblichen Werte steigt. Fischer der Westküste Südamerikas gaben dem Phänomen, bei dem zu Weihnachten das Wasser ungewöhnlich warm ist, den Namen El Nino (spanisch für "kleiner Junge" oder auch "Jesuskind").

Ausgetrocknetes Flussbett (Foto: Getty)
In Guatemala verursachte El Nino im vorigen Jahr eine schwere DürreBild: Getty Images/E. Abramovich

Winde treiben die feuchte Luft dann nicht wie sonst nach Australien und Südostasien, sondern vermehrt nach Osten - an die amerikanische Westküste. Gleichzeitig bleibt dort das kalte und fischreiche Wasser aus der Südpolarregion aus.

Meeresbewohner werden vertrieben

In diesem Jahr wurden an kalifornischen Stränden bereits Millionen toter Krabben angespült (Artikelbild), weil das ungewöhnlich warme Wasser die Tiere vermutlich in unbekannte Meeresregionen getrieben hatte. Die Seelöwenbabys hungern offenbar, weil Beutetiere wie Tintenfische und Sardinen fortziehen.

Dass El Nino dieses Mal besonders stark ist, leiten die US-Wissenschaftler vom Klimavorhersagezentrum der Nationalen Meeres- und Atmosphärenbehörde daruas ab, dass die Temperaturen der Pazifikoberfläche am Äquator laut Prognosen mindestens zwei Grad höher als sonst sein werden. Eine solche Erwärmung sei erst drei Mal in den vergangenen 65 Jahren gemessen worden: 1972/73, 1982/83 und eben 1997/98.

Schwache Hurrikan-Saison erwartet

Die Wissenschftler erwarten, dass in diesem Jahr schwere Regenfälle über den Süden der USA und der Westküste Südamerikas nieder gehen und die Sturmsaison an der Atlantikküste deutlich schwächer ausfällt.

Indonesischer Bauer mit Reisgarben (Foto: getty)
Bauern in Indonesien befürchten, dass weniger Reis geerntet werden kann als in anderen JahrenBild: Getty Images/Agung

Ernteausfälle in Indonesien

Dafür wird der Regen in Südostasien und dem Osten von Australien vermutlich ausbleiben. Schwere Dürren könnten die Folge sein. Indonesien mit mehr als 5000 Kilometer Ostwestausdehnung entlang des Äquators rechnet mit dem Schlimmsten. "Die Regierung geht davon aus, dass 200.000 Hektar Felder ausdörren und ein bis zwei Millionen Tonnen weniger Reis geerntet werden", sagte Herry Purnomo vom Waldforschungszentrum (Cifor) und fügte hinzu: "Das ist optimistisch, wir rechnen mit doppelt so hohen Schäden."

Tropenwald in Gefahr

Eine Hiobsbotschaft ist El Nino aber vor allem für die Tropenwälder. "Die Gefahr ist groß, dass ab September, Oktober unkontrollierte Megabrände Millionen Hektar Naturwald auf Sumatra und Borneo vernichten, wie 1983 oder 1997/98", befürchtet Cifor-Landschaftsökologe David Gaveau. Damals gingen schätzungsweise fünf Millionen Hektar Wald in Flammen auf - eine Fläche größer als die gesamte Schweiz.

uh/qu (dpa,afp)