Trauertag für Absturzopfer
22. Juli 2014Auf Bitten der Regierung der Ukraine übernahmen die Niederlande die Federführung bei den Ermittlungen zum Absturz des Passagierflugzeugs der Malaysia Airlines über von prorussischen Separatisten kontrolliertem Gebiet in der Ostukraine. Die Regierung in Kiew und die Rebellen bezichtigen sich gegenseitig, die Boeing abgeschossen zu haben.
Särge werden in die Niederlande gebracht
Beim Absturz von Flug MH17 am vergangenen Donnerstag waren alle 298 Menschen an Bord getötet worden, unter ihnen 193 Niederländer. Die Boeing war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur. Die Särge der Absturzopfer werden von diesem Mittwoch an zur Identifizierung nach Eindhoven geflogen. Experten von Interpol begannen bereits in Charkiw mit ersten Untersuchungen. Die Leichen der Absturzopfer waren mit einem Kühlzug in die ukrainische Großstadt gebracht worden (Artikelbild).
Die sogenannte Black Box der Maschine, die die Rebellen übergeben hatten, soll in Großbritannien ausgewertet werden. Mit Hilfe der Aufzeichnungsgeräte soll geklärt werden, ob das Flugzeug abgeschossen wurde, etwa durch eine Boden-Luft-Rakete. Selbst wenn dieser Nachweis gelingt, dürfte es aber schwerfallen, mit Hilfe der Daten festzustellen, wer für den Abschuss verantwortlich war.
Nach einem Bericht der "New York Times" liefern Fotos von Wrackteilen neue Indizien für einen Raketenbeschuss mit dem russischen Flugabwehrsystem Buk. Die Regierung in Moskau hat Vorwürfe vehement zurückgewiesen, sie habe die Separatisten mit Waffen oder Raketensystemen ausgerüstet.
Putin will Einfluss auf Rebellen nutzen
Russlands Präsident Wladimir Putin sagte zu, seinen Einfluss auf die Separatisten zur Aufklärung des mutmaßlichen Flugzeugabschusses nutzen. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun", sagte der Kremlchef nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen bei einem Treffen des nationalen Sicherheitsrats in Moskau. Es müssten umfassende Ermittlungen ermöglicht werden.
Zugleich forderte Putin den Westen auf, seinerseits Druck auf die Regierung in Kiew auszuüben, damit die Kämpfe in der Ostukraine aufhörten.
Trotz dieser Signale Putins droht die EU mit einer weiteren Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. Die EU-Außenminister beauftragten die Kommission, bis Donnerstag Vorschläge für gezielte Maßnahmen vorzulegen. Wie es in Brüssel hieß, könnten Sanktionen diesmal den russischen Rüstungssektor, Güter zur zivilen wie militärischen Verwendung sowie sensible Technologieprodukte, etwa im Energiesektor betreffen. Auch Beschränkungen beim Zugang Russlands zum Kapitalmarkt sind möglich.
wl/qu (dpa, afp, rtr)