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MH17-Crash: Fälschte der Kreml Satellitenfotos?

1. Juni 2015

Machenschaften wie im Agentenkrimi? Russland macht die Ukraine für den Crash des Malaysia-Airlines-Fluges MH17 verantwortlich. Eine unabhängige Analyse ergab nun: Die vorgelegten Satellitenfotos wurden gefälscht.

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Bergung der Wrackteile von Flug MH17 in der Ostukraine am 16. November 2014 (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Antonio Bronic

Die russische Regierung hat allem Anschein nach Satellitenbilder zum Absturz des Fluges MH17 am 17. Juli 2014 in der Ostukraine manipuliert, um eine angebliche Schuld der ukrainischen Regierung zu belegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von unabhängigen Investigativjournalisten. Die "forensische Analyse" habe "eindeutig und unzweifelhaft" ergeben, dass die Satellitenfotos falsch datiert und mit der Software Adobe Photoshop CS5 digital verändert wurden, heißt es in dem Untersuchungsbericht, aus dem Zeit Online und Spiegel Online zitieren.

Das Team der Investigativplattform Bellingcat hat nach eigenen Angaben zwei Satellitenfotos des russischen Verteidigungsministeriums untersucht, die beweisen sollten, dass die ukrainische Luftabwehr am Tag des Absturzes in der Gegend aktiv war. Die russische Regierung hatte die Bilder am 21. Juli 2014, also wenige Tage nach dem Absturz der Maschine, auf einer Pressekonferenz in Moskau präsentiert.

Raketenwerfer digital verschoben?

Auf einem Bild soll laut russischen Angaben zu sehen sein, dass am Tag des Absturzes mindestens ein selbstfahrender Buk-Raketenwerfer der ukrainischen Streitkräfte nicht mehr auf dem Militärstützpunkt nördlich von Donezk stand. Das zweite Satellitenbild soll belegen, dass zwei selbstfahrende Raketenwerfer und ein weiteres Militärfahrzeug des ukrainischen Militärs südlich des Dorfes Zaroschinskoje stationiert waren. "Diese Komplexe sind in der Lage, Ziele auf Entfernungen bis zu 35 Kilometern und in Höhen bis zu 22 Kilometern zu bekämpfen", hatte es auf der Pressekonferenz geheißen. Damit wären die Raketenwerfer in Abschussnähe zu Flug MH17 gewesen.

Die Untersuchung des Bellingcat-Teams hat nun ergeben, dass die vom russischen Verteidigungsministerium präsentierten Satellitenbilder bereits deutlich vor dem Tag des Absturzes aufgenommen wurden - nämlich schon am 14. Juli 2014. Das erste Bild sei zwischen dem 1. und dem 18. Juni 2014 entstanden, das zweite vor dem 15. Juli 2014, berichtet Spiegel Online.

Das hätten Vergleiche mit öffentlich zugänglichen Satellitenbildern des gleichen Zeitraums – etwa aus Google Earth - gezeigt. Zudem seien die Bilder nachträglich verändert worden: Die Buk-Raketenwerfer seien auf einem Bild entfernt und auf einem anderen nachträglich hinzugefügt worden, schreibt Zeit Online.

298 Todesopfer

Die Boeing 777 der Malaysia Airlines mit der Flugnummer MH17 war am 17. Juli 2014 über dem umkämpften Osten der Ukraine abgestürzt. Alle 298 Menschen kamen ums Leben, unter ihnen 193 Niederländer und vier Deutsche. Die Boeing war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur. Sie wurde in mehr als 10.000 Metern Höhe über dem zwischen prorussischen Rebellen und der Ukraine umkämpften Gebiet vermutlich von einer Rakete getroffen.

Da die meisten der Opfer Niederländer waren, wurde das Land mit der Untersuchung der Ursache und der Leitung der strafrechtlichen Ermittlungen beauftragt. Nach einem ersten Bericht wurde die Maschine durch zahlreiche Objekte von außen durchlöchert. Wer die Maschine abgeschossen hat, ist noch immer nicht geklärt. Der Abschlussbericht wird voraussichtlich diesen Sommer vorgelegt.

Die ukrainische Regierung und mehrere westliche Staaten beschuldigen Russland, durch die Lieferung von Raketenabwehrsystemen an die Aufständischen für die Katastrophe mitverantwortlich zu sein. Russland sowie die Separatisten bestreiten das, und sehen die Schuldigen im Gegenzug in den Reihen der ukrainischen Armee.

kle/sti (Zeit Online, Spiegel Online, dpa)