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Michelle Obama macht Wahlkampf für Clinton

Marina Strauß17. September 2016

Hillary Clintons Reputation hat zuletzt gelitten. Dass Michelle Obama für sie auf Wahlkampf geht, dürfte der Kandidatin einige Pluspunkte sichern - vor allem in einem Swing State wie Virginia.

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Michelle Obama hält eine Wahlkampfrede für Hillary Clinton in Fairfax
Bild: picture-alliance/AP Photo/M.B. Ceneta

Sie schüttelt Hände über das Absperrgitter hinweg, schenkt den Smartphonelinsen kreischender Studenten ein Lächeln. Jemand drückt ihr ein Baby in die Arme. Sie lächelt weiter, während um sie herum Zuschauer auf Stühle klettern, um einen noch besseren Blick auf sie erhaschen zu können.

Michelle Obama ist nicht nur First Lady, sie ist ein Popstar - zumindest für ihre rund 2000 versammelten Fans in der George-Mason-Universität in Fairfax im Bundesstaat Virginia. Beim Zuschauen könnte man fast vergessen, dass sich diese Veranstaltung nicht um Frau Obama dreht, sondern um Hillary Clinton.

Es sind nur noch knapp zwei Monate bis zu den US-Wahlen und Michelle Obama macht wie viele andere Granden der Demokratischen Partei Wahlkampf für Clinton. Zum illustren Kreis der Clinton-Fürsprecher gehören etwa auch Barack Obama, Vize-Präsident Joe Biden, Bernie Sanders, die Senatorin von Massachusetts Elizabeth Warren und natürlich auch die engste Familie, Ehemann Bill und Tochter Chelsea.

Michelle Obama gilt als Sympathiejoker

Was Michelle Obamas Auftritt von den anderen unterscheidet, ist die Emotionalität, die sie bei ihrem Publikum hervorzurufen vermag. Mit ihrer Rede bei der Democratic National Convention in Philadelphia im Juli rührte sie einige ihrer Zuhörerinnen zu Tränen. Und auch in Fairfax bebt der Saal, als sie in schwarzem Kleid mit dezentem Blumenmuster die Bühne betritt.

Ihrem ersten Satz "unsere Zeit neigt sich dem Ende zu", folgt ein "noch ein Jahr, noch ein Jahr" aus der Masse. Ihre Rede beginnt sie mit einem Rückblick auf acht Jahre Obama. Sie zählt aus ihrer Sicht die Erfolge ihres Mannes auf: gleichgeschlechtliche Ehe, Krankenversicherung, Millionen von neuen Jobs in der privaten Wirtschaft.

Michelle Obama wirkt immer authentisch
Bild: picture-alliance/AP Photo/M.B. Ceneta

Den baldigen Auszug aus dem Weißen Haus bezeichnet sie als "bittersüß". "Wir müssen packen, mein Mann braucht einen neuen Job, wir müssen ein neues Zuhause suchen und alles sauber zurücklassen, damit wir unsere Kaution wiederbekommen."

"Love trumps hate"- Plakate in der Menge

Ihr Publikum lacht und es ist genau diese Art, die viele hier an Michelle Obama schätzen. Die Tatsache, dass sie authentisch ist, am Boden geblieben zu sein scheint. Julian Berger studiert Finanzwirtschaft an der George-Mason-Universität in Fairfax und schwenkt wie jeder Zweite hier ein Plakat auf dem in rot und blau "Love trumps hate" gepinselt ist.

Er will sich über die Kampagne der Demokraten informieren. Er mag Clinton, ja, aber eigentlich ist er wegen Michelle Obama hier. "Vor allem meine Generation kann sich mit ihr identifizieren", sagt er. "Sie tritt in Fernsehshows auf und verbreitet immer eine positive Botschaft - was auch immer sie tut. Es wäre schön, wenn sie Präsidentin werden würde."

Doch gegen Hillary Clinton als neues Staatsoberhaupt hat hier auch niemand etwas einzuwenden. Die Geheimniskrämerei um ihren Gesundheitszustand, die Skandale aus der Vergangenheit, ihre Verbändelungen mit der politischen Elite: Das alles sieht hier kaum jemand kritisch. "Get over it", "kommt endlich darüber hinweg", sagt Sinora Avery. "Hillary ist großartig, sie verdient es, Präsidentin zu werden." Avery arbeitet bis zu 20 Stunden die Woche freiwillig als Wahlhelferin für die Clinton-Kampagne.

Alles für Hillary

Patricia Ochan ist seit ihrem Universitätsabschluss im Juli praktisch Vollzeit für ihre Wunsch-Präsidentin im Einsatz. Genau wie Avery hilft sie dabei, Wähler zu registrieren oder versucht über das Telefon, so viele US-Amerikaner wie möglich von Clinton zu überzeugen. "Mein Mann ist Soldat und Hillary setzt sich wirklich für Militärfamilien ein, schon während ihrer Zeit als Außenministerin", erklärt Ochan ihre Begeisterung für die demokratische Kandidatin. "Außerdem hat sie so viel Erfahrung, die Anschuldigungen ihr gegenüber sind Nonsens, dafür gibt es keine Beweise."

Auch Michelle Obama betont in ihrer Rede, für wie qualifiziert sie Hillary Clinton hält. "Sie ist die Einzige, die weiß, wie stressig dieser Job ist - und sie will ihn trotzdem machen", ruft sie und die Zuschauer in der George-Mason-Universität applaudieren.

Vor acht Jahren waren Clinton und Obama noch Gegner im Rennen um das höchste Amt. Dass die First Lady sich jetzt mit so viel Verve für Hillary Clinton einsetzt, mag auch an dem Wunsch liegen, das Erbe ihres Mannes zu bewahren. Wenn Donald Trump ins Weiße Haus einziehen sollte, wird er einige Entscheidungen des amtierenden Präsidenten rückgängig machen - wie etwa Obamacare, die Krankenversicherung für alle.

Trumps Namen erwähnt Obama in ihrer Ansprache kein einziges Mal. Nur ein paar Seitenhiebe teilt sie aus. "Präsident sein, ändert nicht, wer du bist, sondern enthüllt, wer du bist." Laut Obama gibt es nur Eine, die für diesen Job derzeit gemacht ist: Hillary Clinton. Eine Ansicht, die die Michelle-Hillary-Fans hier teilen. Selbst nach der Veranstaltung, auf der Straße, hat sich kaum einer den "I'm with her"-Sticker von der Jacke gerissen.