1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Justiz ermittelt gegen den LKW-Fahrer

30. Juni 2022

53 Frauen und Männer hatten auf ein besseres Leben in den USA gehofft - und starben stattdessen qualvoll in einem überhitzten Lastwagen in Texas. Nun wird gegen vier Tatverdächtige ermittelt, darunter auch den Fahrer.

https://p.dw.com/p/4DRhz
USA Gedenken an die tot aufgefundene Migranten in Texas
Gedenken an die tot aufgefundenen Migranten in Texas: Mittlerweile liegt die Zahl der Todesopfer bei 53 Bild: Tayfun Coskun/Anadolu Agency/picture alliance

Der Fahrer des Migrantentransports ist festgenommen worden. Die zuständige US-Bundesstaatsanwaltschaft legt dem 46-jährigen Menschenschmuggel mit Todesfolge zur Last. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe.

Der 46-Jährige ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf Aufzeichnungen von Überwachungskameras an einem Grenzübergang zwischen Mexiko und den USA als Fahrer des Lastwagens zu sehen. Als der Lkw dann am Montag im Großraum San Antonio entdeckt wurde, versuchte er sich "im Gebüsch" zu verstecken. 

Fahrer gab sich als Überlebender aus 

Nach Angaben des Leiters der mexikanischen Migrationsbehörde, Francisco Garduño, hatte er sogar versucht, sich als Überlebender auszugeben. Die Zeitung "San Antonio Express-News" berichtet unter Berufung auf einen Polizisten, der Mann habe unter dem Einfluss der Droge Crystal Meth gestanden und sei "sehr high" gewesen.

USA Gedenken an die tot aufgefundene Migranten in Texas
Mahnwache in Texas: Das Entsetzen nach dem Fund der toten Migrantinnen und Migranten ist groß Bild: Kaylee Greenlee Beal/REUTERS

Festgenommen wurde auch ein 28-Jähriger, der mit dem Lkw-Fahrer in Kontakt gestanden hatte. Ihm werden Verschwörung zum Transport illegaler Ausländer mit Todesfolge zur Last gelegt. Auch ihm droht lebenslange Haft oder gar die Todesstrafe. Zwei weitere Männer wurden verhaftet, nachdem Ermittler die Adresse beobachtet hatten, unter der der Lkw registriert war. 

Honduranische Präsidentin spricht von "Mord"

Der Fund der Leichen in dem völlig überhitzten Lastwagen hatte international Entsetzen ausgelöst. 53 Menschen haben die Fahrt nicht überlebt. Sie waren mutmaßlich in die USA geschleust worden, San Antonio liegt nur etwa 250 Kilometer von der mexikanischen Grenze entfernt. Der republikanische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, erklärte, es sei "der tödlichste Fall von Migrantenschmuggel auf amerikanischem Boden". 

Die honduranische Präsidentin Xiomara Castro twitterte: "Der Mord an Landsleuten, mexikanischen und mittelamerikanischen Brüdern bewegt uns zutiefst." Sie habe ihr Außenministerium angewiesen, den betroffenen Familien zu helfen. 

Die Mehrheit der Opfer waren Frauen 

Nach Polizeiangaben hatte ein Arbeiter die Leichen in dem Lastwagen am Montagabend (Ortszeit) am Rande der texanischen Stadt San Antonio entdeckt, nachdem er einen Hilferuf aus dem Anhänger gehört hatte. Mindestens 16 Überlebende seien dehydriert und mit Hitzeerschöpfung zunächst in ein Krankenhaus gebracht worden. In dem Anhänger, der in glühender Hitze stand, gab es laut Feuerwehr offenbar weder eine funktionierende Klimaanlage noch Wasser. 

Schaulustige stehen in der Nähe des Tatorts in einem abgelegenen Gebiet im Südwesten von San Antonio
Schaulustige stehen in der Nähe des Tatorts - unter den Toten waren viele Frauen Bild: Eric Gay/AP/dpa/picture alliance

Bei den meisten der tot aufgefundenen Migranten handelt es sich um Frauen. Ob auch Kinder unter den Toten sind, blieb unklar. Nach Angaben des mexikanischen Behördenleiters Garduño sind unter den Toten 27  Menschen aus Mexiko, 14 aus Honduras, sieben aus Guatemala und zwei aus El Salvador. Die Nationalität der anderen Toten wurde bislang nicht öffentlich gemacht.

Kriminelle Schleuserorganisationen, die innerhalb der USA tätig sind, transportieren Migranten oft in Lastwagen, nachdem sie die US-Grenze bereits überquert haben. So sollen sie an Kontrollpunkten in der Nähe der Grenze vorbeigeschleust werden. In den vergangenen Jahren gab es dabei immer wieder tödliche Vorfälle - der aktuelle Fall in San Antonio gilt als der mit den meisten Todesopfern.

sth/rb (afp, dpa)