Militär übernimmt Kontrolle in Mauretanien
3. August 2005Soldaten der Präsidentengarde riegelten nach Augenzeugenberichten den Präsidentenpalast ab. Sie besetzten den Generalstab, das Gebäude des Rundfunks und bezogen an strategischen Stellen mit Artilleriegeschützen und Luftabwehrraketen Position.
Staatspräsident Maouia Ould Taya hielt sich zu einem Kondolenzbesuch in Saudi-Arabien auf. Er kehrte am Mittwoch nicht - wie geplant - nach Nouakchott zurück, sondern landete nach Angaben des arabischen Senders Al-Arabija zunächst in Niamey im Sahara-Staat Niger. In Mauretanien gab weder die Regierung noch das Militär Erklärungen ab. Der Rundfunk stellte am Vormittag seine Programme ein. Das Staatsfernsehen zeigte lediglich Koransuren. Der Flughafen der Hauptstadt wurde geschlossen.
Verwirrung und Schüsse
In Nouakchott herrsche Verwirrung, berichtete der französische Auslandssender RFI. Niemand wisse, ob das Militär geputscht habe oder ob ein Umsturzversuch niedergeschlagen worden sei. Der Flughafen von Nouakchott wurde geschlossen. In der Nähe des Stadtzentrums waren nach Angaben eines AFP-Reporters Schüsse schwerer Waffen zu hören. Gruppen von Bewohnern verließen die Hauptstadt. Büros, Banken und Geschäfte blieben geschlossen.
Der mauretanische Präsident hatte sich mit seiner prowestlichen Politik in den vergangenen Jahren unter den Islamisten viele Feinde gemacht. Ould Taya ist ein enger Verbündeter der USA. Mauretanien gehört zu den wenigen Staaten der arabischen Welt, die diplomatische Beziehungen zu Israel unterhalten.
Angefeindet von Islamisten
Der prowestliche Kurs von Staatspräsident Maouia Ould Taya ist in der arabischen Welt heftig umstritten. Der frühere Offizier ist seit einem Militärputsch 1984 Staatsoberhaupt der Islamischen Republik. Vor zwei Jahren hatte er einen Putschversuch mit knapper Mühe niederschlagen können. 2004 überstand seine Regierung zwei weitere Umsturzversuche.
Mauretanien ist seit 1960 unabhängig von Frankreich. Das überwiegend aus Wüste bestehende Land am Westrand der Sahara ist etwa drei Mal so groß wie die Deutschland, hat aber nur rund drei Millionen Einwohner. Zurzeit kämpft Mauretanien wie der benachbarte Niger mit einer Hungersnot. Mauretanien zählt zu den ärmsten Ländern der arabischen Welt. (sams)