Milliarden Dollar gegen die Vogelgrippe
17. Januar 2006Mit der Hoffnung auf milliardenschwere Zusagen im Kampf gegen die Vogelgrippe hat am Dienstag (17.1.2006) in Peking eine Geberkonferenz begonnen. Die Europäische Union erhöhte ihre finanziellen Versprechungen um 20 Millionen auf 120 Millionen Dollar (100 Millionen Euro), wie EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou bekannt gab. Die Weltbank hat die internationale Gemeinschaft aufgerufen, 1,5 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro) für die armen Länder zur Verfügung zu stellen. "Wir reden hier über eine gewaltige Summe für ein Problem von weltweiter Bedeutung", sagte James LeDuc von US-Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention: "Der Einsatz ist sehr hoch."
Koordiniertes Handeln nötig
Schon zur Eröffnung der zweitägigen Konferenz, an der Vertreter von 89 Staaten teilnehmen, gab es Spekulationen, dass die Geberstaaten ihre Zusagen erhöhen könnten. Der UN-Experte David Nabarro sagte, er habe gehört, dass die veranschlagten 1,5 Milliarden Dollar noch übertroffen werden könnten. Knapp die Hälfte der Mittel soll in Projekte der am schwersten betroffenen Staaten Vietnam, Kambodscha, Indonesien, Thailand und Laos gesteckt werden.
Die erfolgreiche Bekämpfung der Seuche hängt nach Einschätzung von Experten mehr denn je von einem raschen und koordinierten Handeln der betroffenen Staaten und der Geldgeber ab. Auf der Konferenz warnte Margaret Chan von der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Das Risiko einer weltweiten Epidemie ist groß", auch wenn weder der Zeitpunkt noch die Schwere einer drohenden Pandemie vorhergesagt werden könnten.
Ausbau der Überwachung
"Die Lage ist sehr ernst und Besorgnis erregend", sagte auch der Chef-Veterinär der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), Joseph Domenech. "Die Krankheit kommt dem westlichen Teil der Welt immer näher", sagte er und warnte: "Wenn die Mobilisierung von Geldern nicht umgehend erfolgt, wird in ein paar Monaten weit mehr Geld benötigt." Die Weltbank rechnet mit einem Bedarf von 1,2 bis 1,4 Milliarden Dollar, um in den betroffenen Entwicklungsländern die Gesundheitsdienste und die veterinärmedizinische Versorgung zu verbessern. Zudem soll mit den Mitteln die Überwachung in den nicht betroffenen Regionen gestärkt werden. Die Weltbank selbst hat bislang 500 Millionen Dollar aus ihren Kreditlinien freigegeben.
Der WHO-Regionaldirektor für den westlichen Pazifik, Shigeru Omi, sagte, die Ausbreitung der Tierkrankheit in der Türkei zeige, wie wichtig die Erkennung der Krankheit sei. Die Vogelgrippe sei seiner Meinung nach dort zuerst nicht entdeckt worden. Staatssekretär Nihat Pakdil vom türkischen Gesundheitsministerium sagte, es gebe "kein großes Problem". Es gebe Ausbrüche der Tierseuche und Krankheitsfälle, aber "jeder Ausbruch, jeder Fall ist klein". China berichtete am Dienstag von 32 Ausbrüchen der Tierseuche im vergangenen Jahr.
Weiterer Verdachtsfall in Indonesien
An der Tierseuche sind nach WHO-Angaben in Asien und der Türkei mindestens 79 Menschen gestorben. Die Weltbank schätzt den Schaden, den eine Grippe-Pandemie anrichten könnte, auf 800 Milliarden Dollar (640 Milliarden Euro) jährlich.
Aus Indonesien wurde am Dienstag ein 22. Verdachtsfall beim Menschen gemeldet. Ein dreijähriger Junge war unter dem Verdacht einer Infektion mit dem tödlichen Vogelgrippevirus H5N1 in ein Krankenhaus auf der Insel Java eingeliefert worden, wie das Gesundheitsministerium. Dieser Verdacht wurde zunächst nicht durch Labortests bestätigt, weswegen weitere Tests folgen sollten. Am Wochenende war bereits die 13-jährige Schwester des Jungen gestorben. Eine weitere Schwester wird ebenfalls wegen Verdachts auf Vogelgrippe im Krankenhaus behandelt. Alle drei Kinder hatten Kontakt mit toten Hühnern. (stu)