Teure Videos
14. März 2007Umgerechnet 761 Mio Euro soll das Videoportal auf den Tisch legen. Hintergrund ist, dass die YouTube-Nutzer viele Clips von Sendungen der Viacom-Sender wie MTV, Comedy Central oder Nickelodeon ins Internet stellen. Viacom beziffert die Zahl solcher illegal hochgeladenen Ausschnitte auf mehr als 160.000. Sie seien 1,5 Milliarden Mal angesehen worden. Der Klage sind monatelange Verhandlungen vorangegangen. Google hatte YouTube im vergangenen November für 1,65 Milliarden Dollar in Aktien gekauft.
Bei YouTube kann jeder Videoclips online stellen. Nach geltendem Recht müssen Urheberrechtsinhaber illegal platzierte Fragmente selbst finden und verlangen, dass sie entfernt werden. Viacom wirft YouTube nun aber in der fast 30-seitigen Klageschrift vor, die Suche nach urheberrechtlich geschütztem Material zu erschweren. Daher seien die Versuche der Rechteinhaber, die illegale Platzierung ihrer Videoclips zu verhindern, trotz aller Anstrengungen zum Scheitern verurteilt.
Lizenzvereinbarungen mit Medienunternehmen
YouTube sei davon überzeugt, das geltende Recht respektiert zu haben, betonte ein Sprecher in einer Reaktion. Man gehe davon aus, dass die Gerichte sich dieser Sicht anschließen. YouTube werde sich durch die Klage nicht vom weiteren Wachstum abhalten lassen.
Viacom hatte zuletzt verlangt, dass YouTube rund 100.000 Clips mit Material von Sendern des Unternehmens entfernt. Die Website habe dies umgehend getan, betonte der YouTube-Sprecher. Vorangegangen waren erfolglose Verhandlungen über eine Lizenzvereinbarung. Solche Vereinbarungen hatte YouTube zum Beispiel mit den Musikfirmen Universal Music, Sony BMG und Warner Music sowie die Fernsehsendern CBS, NBC und zuletzt auch mit der BBC geschlossen.
YouTube hatte wiederholt angekündigt, Software-Filter für urheberrechtlich geschütztes Material installieren zu wollen. Diese lassen aber bisher auf sich warten. Zugleich sollen Viacom und andere große Senderketten Medienberichten zufolge eine eigene Konkurrenz-Website erwägen und auch Interesse an einer Kooperation mit dem neuen Internet-Videodienst Joost haben, der sich noch in der Entwicklung befindet.
Klagen gegen den Platzhirsch
Viacom wirft YouTube vor, bewusst die illegale Platzierung urheberrechtlich geschützter Videoclips zuzulassen, um Nutzer mit attraktiven Inhalten anzulocken. Besonders im Fall von tagesaktuellen Sendungen wie der populären Polit-Satire "The Daily Show" koste die sofortige Platzierung im Internet Viacom Einnahmen aus der Zweitverwertung, argumentiert Viacom.
Der im Silicon Valley ansässige Google-Konzern ist angesichts seiner Dominanz bei Internet-Suchmaschinen bereits wiederholt zum Ziel von Urheberrechtsklagen geworden. In den USA und Europa sind Klagen von großen Buch- und Zeitschriftenverlagen sowie Nachrichten-Websites anhängig. (rri)