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Millionenstrafe für Blackrock

Julian Claudi20. März 2015

Der Name Blackrock ist bekannt, auch wenn viele nicht wissen, wie mächtig der weltgrößte Vermögensverwalter ist. Wer ist die Firma, die nun in Deutschland eine Rekordstrafe zahlen muss?

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USA Roboter Zentrale vom Finanzkonzern BlackRock in New York
Bild: picture-alliance/dpa/BlackRock

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat gegen Blackrock ein Bußgeld von 3,25 Millionen Euro verhängt. Der Vermögensverwalter habe seine Beteiligungen an 48 deutschen Großkonzernen über Jahre hinweg fehlerhaft dargestellt oder verspätet abgegeben.

Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatten mehrere Blackrock-Töchter ihre Angaben zu Finanzinstrumenten und Stimmrechtsanteilen korrigieren müssen. Das betraf auch Angaben zu Blackrock-Anteilen an der Deutschen Bank, dem Versicherungskonzern Allianz und der Technologiefirma Siemens.

"Fehlbewertungen der deutschen Mitteilungspflichten" sieht die BaFin als Grund . Ein Unternehmenssprecher sagte: "Blackrock akzeptiert die heute bekanntgegebene Geldbuße und zeigt sich zufrieden, die Angelegenheit damit abgeschlossen zu haben."

Die Geldbuße ist die höchste, die die BaFin jemals verhängt hat. Für Blackrock sind die Fehler peinlich, doch die Strafe ist verkraftbar. Die Summe, die das Unternehmen mit Hauptsitz in New York für seine Kunden verwaltet, beläuft sich auf 4,59 Billionen US-Dollar. Das ist mehr als die gesamte deutsche Wirtschaftsleistung eines Jahres. Das von Blackrock verwaltete Vermögen hat allein im vergangenen Jahr um zehn Prozent zugenommen.

Anleger und Berater

Das Unternehmen, das selbst an der New Yorker Börse gelistet ist, legt das Geld seiner Kunden auch in Aktien an, es hält etwa Anteile an den IT-Firmen Apple, Microsoft und Google, dem Ölkonzern Exxon oder dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé.

Blackrock nehme seine "Verantwortung als Aktionär auch aktiv wahr", sagt Christian Staub, Länderchef des Unternehmens für die Geschäfte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Osteuropa. Das entspreche dem Kundenwunsch. Bei der Deutschen Bank ist Blackrock mit einem Anteil von 6,62 Prozent größter Einzelaktionär - kann also durchaus Einfluss nehmen auf das Management. Auch bei der Fluggesellschaft Lufthansa gehört Blackrock zu den größten Investoren.

Außerdem ist Blackrock in der Finanzwelt als Ratgeber gefragt. So hat das Unternehmen die US-Regierung nach der Finanzkrise 2008 beraten, wie mit "toxischen" Finanzderivaten umzugehen sei. Und die Europäische Zentralbank (EZB) engagierte BlackRock im vergangenen Herbst als Berater für ihr Programm zum Ankauf von Kreditverbriefungen (ABS - Asset Backed Securities).

Blackrock-Mitgründer und Vorstandschef Larry Fink meldet sich häufig in den Medien zu Wort - zu einer Vielzahl von Themen. Indien nennt er die Hoffnung für globales Wachstum, Mexiko lobt er für seinen Pipeline-Ausbau, in den USA fordert er den Ausbau der Infrastruktur und ist genervt von langen Entscheidungsprozessen in Washington. Kürzlich ließ er in deutschen Medien verlauten, die Austeritätspolitik in Griechenland sei im Prinzip richtig, und philosophierte über soziale Unruhen.

USA Roboter Laurence Fink Chef vom Finanzkonzern BlackRock
Laurence "Larry" Fink - Chef und Mitgründer von Blackrock, dem weltgrößten VermögensverwalterBild: picture-alliance/dpa/F. Robichon

Chinesische Wände

Seine Doppelrolle als Berater von Staaten und öffentlichen Einrichtungen auf der einen und als Investor auf der anderen Seite bringt Blackrock auch Kritik ein - nicht zuletzt dann, wenn es um Projekte geht, die von öffentlichen und privaten Akteuren getragen werden, etwa den sogenannten Public-Private-Partnerships. "Es wäre doch sehr eigentümlich, wenn hier keinerlei Interessenkonflikte auftreten würden", sagt Helge Peukert, Professor für Finanzwissenschaft an der Universität Erfurt.

Blackrock-Länderchef Christian Staub versichert, es gebe "keine Berührungspunkte zwischen einem Beratungsteam, das eine Bank oder eine unabhängige staatsnahe Institution berät, und den Investmentteams, die Investmententscheidungen im Sinne des Auftragskunden treffen". Die Trennung der verschiedenen Geschäftsbereiche sei strikt, so Staub.

Im Branchenjargon spricht man von einer "chinesischen Wand" zwischen den Abteilungen, durch die Interessenkonflikte vermieden werden sollen. Allerdings habe die Finanzkrise gezeigt, dass chinesische Wände in Geldhäusern oft "dünner als ein Löschblatt" seien, sagt Finanzwissenschaftler Peukert.

Aladdin - Analyse per Computer

Zu den Stärken des Risikomanagements von Blackrock gehört eine Software und Datenbank namens Aladdin. Mit der Leistung von 5000 Rechnern durchforstet und analysiert das Computersystem globale Wirtschaftsdaten, Börsenkurse und zahlreiche weitere Variablen. Selbst plötzliche Regierungswechsel, Erdbeben, Kälte- und Dürreperioden werden berücksichtigt.

Außerdem behält Aladdin rund 30.000 Investment-Portfolios im Auge, sowohl eigene als auch die von Banken, Pensionsfonds und Versicherungen. Nach Angaben des britischen Magazins "The Economist" überwacht das System so rund sieben Prozent des weltweit angelegten Kapitals von insgesamt rund 225 Billionen US-Dollar.

Auch hier verneint Christian Staub von Blackrock Interessenkonflikte. Die ins System eingespeisten Daten würden jeweils isoliert und verantwortungsvoll behandelt.

Finanzwissenschaftler Peukert verweist auf die Gefahren, die entstehen, wenn 4,59 Billionen Dollar aufgrund von Entscheidungen angelegt werden, die alle auf einem Analysesystem basieren. Das könne zu einem Herdentrieb führen: Je mehr Menschen das System nutzen, desto ähnlicher werden die Verhaltensweisen.

Ralph Schlosstein, Chef der Beratungsfirma Evercore und einer der Gründer von Blackrock, nannte die Firma 2010 "die einflussreichste Finanzinstitution der Welt". Die schiere Größe des Blackrock-Portfolios gibt dem Unternehmen gewaltige Macht.

Finanzwissenschaftler Peukert zieht eine Parallele zum Internet-Riesen Google. Wenn ein Unternehmen "sehr viele Aktivitäten unternimmt und allein durch diese Netzwerkeffekte immer größer wird", bestehe die Gefahr einer zu großen Machtkonzentration. Wie bei Google, so sei auch bei Blackrock die Politik gefordert, für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Größe und Macht zu sorgen.