IS greift Sikh-Tempel in Kabul an
25. März 2020Ein Angreifer hat im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul einen Tempel der Sikh-Religion gestürmt und zahlreiche Menschen in ihre Gewalt gebracht. Mindestens 25 Menschen seien getötet worden, teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit. Rund 15 weitere Menschen seien verletzt worden. Der Einzeltäter sei von Sicherheitskräften getötet worden, sagte er weiter. Zudem konnten etwa 80 Menschen aus dem Tempel gerettet werden.
Offenbar nur ein Einzeltäter
Zunächst sprach das Innenministerium von mehreren Angreifern. Die Attacke habe am Morgen um 07.45 Uhr (Ortszeit) begonnen. Der Einzeltäter sei in den Sikh-Tempel in der Shorbazar-Straße im Polizeibezirk Eins der Stadt Kabul eingedrungen, hieß es aus dem Innenministerium. Kurz darauf seien Sicherheitskräfte am Ort des Geschehens eingetroffen.
Der erste Stock des Tempels wurde zunächst geräumt. dabei konnten schon eine Reihe von Menschen gerettet werden. Die Spezialeinheiten seien besonders vorsichtig vorgegangen, da es sich um einen zivilen Bereich handele. Das Gebiet sei abgeriegelt worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.
Einige Tausend Sikhs in Afghanistan
Zu dem Angriff bekannte sich nach Angaben der auf die Beobachtung islamistischer Netzwerke spezialisierten US-Gruppe SITE die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). SITE berief sich auf ein entsprechendes Bekenntnis beim IS-Propagandaorgan Amaq.
Die radikalislamischen Taliban hatten eine Verantwortung für die Tat zuvor bereits zurückgewiesen. 2018 waren bei einem Selbstmordanschlag durch die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) in der östlichen Provinz Nangarhar mindestens 19 Menschen getötet worden, darunter mehrheitlich Mitglieder der Sikh-Gemeinschaft. Viele Anhänger des Sikhismus verließen daraufhin das Land. Heute leben nach Angaben von Sikh-Politikern nur noch einige Tausend Sikhs in Afghanistan.
Afghanistan kämpft derzeit mit wiedererstarkenden Aufständischen, politischem Stillstand, massiven Kürzungen an US-Hilfen, einem stockenden Friedensprozess und einer wachsenden Zahl an Coronavirus-Infektionen.
sti/as (dpa, rtr)