Ministerin Faeser nennt Anschlag auf Synagoge "widerwärtig"
6. April 2024Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser hat den Brandanschlag auf eine Synagoge in Oldenburg in Niedersachsen scharf verurteilt. Bei dem Vorfall handele es sich um einen "widerwärtigen" und "menschenverachtenden Angriff auf Jüdinnen und Juden", so Faeser.
Auch andere Politiker sowie Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche prangerten die Attacke an. Am Freitagabend, zu Beginn des jüdischen Ruhetags Schabbat, versammelten sich Hunderte Menschen zu einer Mahnwache vor der Synagoge. Sie demonstrierten gegen "jeden Antisemitismus", wie auf einem Transparent stand. Auch israelische Flaggen wurden gezeigt.
Ein Unbekannter hatte am Freitagmittag einen Brandsatz gegen eine Tür der Synagoge in Oldenburg geworfen und einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. In der Synagoge fand zu dem Zeitpunkt keine Veranstaltung statt. Durch die Flammen wurde die Eingangstür beschädigt. Verletzt wurde niemand.
Eine mögliche weitere Brandausbreitung wurde nach Polizeiangaben durch "schnelles Einschreiten" verhindert. Das Hausmeister-Team eines benachbarten Kulturzentrums war zu Hilfe geeilt und konnte das Feuer schnell löschen. Ein Eingreifen der Feuerwehr war nicht erforderlich.
Zahlreiche Polizisten hätten vergeblich nach Verdächtigen gesucht, teilte die Polizei in Oldenburg mit. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Ermittelt werde "in alle Richtungen", so die Polizei. Der Staatsschutz ermittelt nun.
Nach Angaben des Oldenburger Polizeipräsidenten Andreas Sagehorn erhöhte die Polizei die Sicherheitsmaßnahmen an der Synagoge bis zur Klärung der Hintergründe. "Die Polizei wird alles tun, um die Hintergründe dieser feigen Tat aufzuklären und den oder die Täter zu ermitteln", so Sagehorn.
Zahl der antisemitischen Straftaten gestiegen
Um antisemitische Straftaten zu verhindern, stehen viele Synagogen in Deutschland sogar permanent unter Polizeischutz. Trotzdem kommt es immer wieder zu Angriffen auf jüdische Gotteshäuser. Seit dem Angriff von Hamas-Terroristen auf Ortschaften und ein Musikfestival im Süden Israels am 7. Oktober hat die Zahl der judenfeindlichen Straftaten in Deutschland stark zugenommen.
Der Oldenburger Oberbürgermeister Jürgen Krogmann sagte: "Angriffe auf Synagogen sind Angriffe auf uns alle - wir werden nicht hinnehmen, dass in unserer Stadt eine jüdische Einrichtung zum Ziel eines Anschlagsversuchs geworden ist."
Als "feigen Anschlag" bezeichnete das Bistum Münster die Tat. "Alle Christinnen und Christen sind aufgerufen, sich mit ihren jüdischen Geschwistern solidarisch zu zeigen." Antisemitismus dürfe in der Gesellschaft keinen Platz haben, so die Reaktion der katholischen Kirche.
Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Thomas Adomeit, machte deutlich, dass dieser "niederträchtige und menschenverachtende Anschlag" leider erneut zeige, "dass wir das Übel des Antisemitismus in unserer Gesellschaft nicht überwunden haben". Dass Jüdinnen und Juden in Deutschland sich um ihr Leben sorgen müssen, sei nicht hinnehmbar.
Bislang war die Synagoge in Oldenburg noch nie Ziel eines Hassverbrechens. Die Gemeinde sei erschüttert, dass es auch in Oldenburg einzelne hasserfüllte Personen gebe, die zu solch einer Tat bereit seien, sagte Michael Stahl, der zweite Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, dem Norddeutschen Rundfunk.
Die Gemeinde will sich aber nicht einschüchtern lassen: In der Synagoge soll alles so weiterlaufen, wie geplant. "Wir werden weitermachen, wir werden die Gottesdienste weiter stattfinden lassen", kündigte Stahl an.
AR/sti/jj (afp, kann, epd, dpa, oldenburg.de, ndr.de)