Missbrauchsskandal erschüttert UN
30. Mai 2015Ihre Verbrechen sind unvorstellbar: Französische Soldaten sollen von hungernden Kindern in der Zentralafrikanischen Republik Sex erpresst haben - von 2013 bis möglicherweise ins laufende Jahr. Die Soldaten waren als Hilfstruppen in dem Flüchtlingscamp der Hauptstadt Bangui stationiert. Der Vorwurf wurde monatelang vomFlüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) vertuscht, obwohl Ermittlungen seitens der Pariser Staatsanwaltschaft gegen die Soldaten seit 2014 laufen. Jetzt hat der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra'ad al-Hussein, mehrere Staaten aufgefordert, verstärkt zu Verbrechensvorwürfen gegen ihre Soldaten in der Zentralafrikanischen Republik zu ermitteln. Die Vorwürfe gegen die UN-Soldaten wie etwa die Ermordung von Zivilisten, außergerichtliche Hinrichtungen, Verschleppungen und sexuelle Ausbeutung von Frauen seien "äußerst beunruhigend", erklärte der UN-Hochkommissar.
Gleichzeitig würdigt Al-Hussein den UN-Militäreinsatz bei der Beendigung der Kämpfe und der schlimmsten Massaker sowie bei der Rettung von Menschenleben in der Zentralafrikanischen Republik. In einigen Fällen hätten sich die zum Schutz der örtlichen Bevölkerung eingesetzten UN-Soldaten jedoch in "Räuber" verwandelt.
"Ausführliche" Zeugenaussagen der Kinder
Ein Junge sagte, er und andere Kinder seien auf die Soldaten zugegangen, weil sie hungrig waren. Einige der Kinder seien so jung gewesen, dass sie nicht einmal wussten, was die Soldaten im Gegenzug von ihnen verlangten. Ein Junge, acht oder neun Jahre alt, erzählte, er sei mehrere Male von dem selben Soldaten missbraucht worden. "Solange, bis ihm ein Freund sagte, dass das, was er tut, sehr schlimm ist." Ein anderer Junge, neun Jahre alt, dachte, die Soldaten würden urinieren.
Solche Geshichten über sexuelle Missbrauchsfälle hörten UN-Ermittler von einigen Jungen im Mai und Juni 2014 in dem Flüchtlingscamp Bangui. Rund zehn Kinder sollen zwischen Dezember 2013 und Juni 2014 Opfer sexueller Gewalt am Flughafen der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui geworden sein, der von französischen Soldaten gesichert wurde. Die ausführlichen Zeugenaussagen der Kinder hätten eindeutig den Soldaten zugeordnet werden können. Das französische Verteidigungsministerium wurde laut eigenen Angaben im Juli 2014 vom Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte über Vergewaltigungsvorwürfe zentralafrikanischer Kinder gegen französische Soldaten informiert.
Vertuschter Skandal
Die britische Tageszeitung "The Guardian" hatte als Erstes über die Missbrauchsvorwürfe berichtet. Demnach wurde ein schwedischer UN-Mitarbeiter suspendiert, weil er den fraglichen Bericht an die französischen Behörden weiterleitete, nachdem die UN nichts unternommen habe, um den Kindesmissbrauch zu stoppen. Ein UN-Sprecher in New York bestätigte, dass ein UN-Verantwortlicher wegen der regelwidrigen Weitergabe der Ermittlungsergebnisse der UN suspendiert wurde. Demnach hatte die UN die Vorwürfe im Frühjahr 2014 untersucht - bisher ohne Konsequenzen.
pab/stu (afp, ap)