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FIFA sperrt Haitis Fußball-Chef Jean-Bart lebenslang

Jonathan Crane
20. November 2020

Der bisherige Chef des haitianischen Fussballverbands, Yves Jean-Bart, darf nie mehr im Fußball aktiv werden. Der Weltverband FIFA sieht es als erwiesen an, dass Jean-Bart junge Spielerinnen sexuell missbraucht hat.

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Haiti | Yves Jean Bart, Präsident des haitianischen Fußballverbandes | Sexuelle Gewalt
Bild: Getty Images/A. Schneider

Jahrelang nutzte Yves "Dadou" Jean-Bart die Macht, die er sich als Chef des haitianischen Fussballverbands (FHF) aufgebaut hatte, um diejenigen zu kontrollieren und zu manipulieren, die sich am meisten auf ihn verließen. Nun ist seine Schreckensherrschaft vorbei. 

Die FIFA teilte offiziell mit, dass sie Jean-Bart lebenslang für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt habe. Die Schiedskammer der unabhängigen Ethikkommission habe den Funktionär aus Haiti "für schuldig befunden, seine Position missbraucht und verschiedene Spielerinnen, darunter auch Minderjährige, sexuell bedrängt und missbraucht zu haben". Der 73-Jährige wurde zudem zu einer Geldstrafe von einer Million Schweizer Franken (920.000 Euro) verurteilt. Dies ist eine der höchsten Strafen, die der Weltfußballverband jemals verhängt hat.

Sex durch Erpressung

Mehrere Spielerinnen, die in einem Leistungszentrum der FHF lebten und trainierten, hatten Jean-Bart beschuldigt, sie zum Sex mit ihm gezwungen zu haben - als Gegenleistung dafür, dass sie weiterhin im Nationalkader verblieben. Einige der Spielerinnen waren zum Zeitpunkt des Missbrauchs jünger als 18 Jahre.

Im Oktober hatte die DW aufgedeckt, dass Jean-Bart trotz seiner Suspendierung durch die FIFA weiterhin im haitianischen Fußballverband die Fäden zog und auch das FHF-Leistungszentrum besuchte. Yvette Felix, eine von drei weiteren FHF-Mitgliedern, die von der FIFA suspendiert wurden, soll Jean-Bart nachts in die Schlafsäle der Spielerinnen gelassen haben. Dort soll er ihnen versprochen haben, ihre Fußballkarriere und Ausbildung zu fördern.

Jean-Bart beschuldigt andere Funktionäre

Haiti | Präsident Haitis Fußballföderation Yves Jean-Bart
Jean-Bart im Oktober bei einer Anhörung vor GerichtBild: Dieu Nalio Chery/AP/picture-alliance

Quellen, die Kenntnis von Jean-Barts Anhörung vor der Ethikkommission hatten, berichteten der DW, der FHF-Chef habe versucht, den Spieß umzudrehen und Verbandsfunktionäre, die gegen ihn ausgesagt hatten, als Täter hinzustellen. Die FIFA schenkte dem keinen Glauben und leitete im vergangenen Mai eine Untersuchung gegen Jean-Bart ein, der 20 Jahre an der Spitze der FHF stand. Bis zuletzt hatte er alle Vorwürfe zurückgewiesen und seine Gegner beschuldigt, ihn loswerden und den Verband "destabilisieren" zu wollen. Der Haitianer hat das Recht, vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne Einspruch gegen die Sperre zu erheben.

Einbehaltene Pässe als Druckmittel

Die britische Zeitung "The Guardian" hatte im vergangenen April erstmals über die Vorwürfe gegen Jean-Bart berichtet. Er wurde nicht nur der Vergewaltigung von Spielerinnen beschuldigt. Jean-Bart soll auch dafür gesorgt haben, dass Mitarbeiter Morddrohungen gegen Opfer und Informanten überbrachten.

Aktuelle und frühere FHF-Funktionäre berichteten der DW, Jean-Bart habe die Pässe der Spielerinnen einbehalten. Mit dem Versprechen, ihnen Visa zu besorgen, habe er die Spielerinnen erpresst, Sex mit ihm zu haben. Während der FIFA-Ermittlungen habe Jean-Bart die eingezogenen Pässe auch als Druckmittel eingesetzt, um die Spielerinnen dazu zu bewegen, nicht gegen ihn auszusagen.

Ungeachtet der FIFA-Strafe wurde Jean-Bart in seiner Heimat bisher nicht zur Verantwortung gezogen. Am Donnerstag stellte ein Richter in Haiti auf Antrag der Staatsanwaltschaft das Strafverfahren gegen den Fußballfunktionär ein. Es fehle an Beweisen und Zeugen, hieß es von Seiten der Justiz. Jean Bart wertete die Entscheidung des Richters als "vollständigen Freispruch von jeglichem Fehlverhalten". Nach Informationen der DW beschäftigt sich jedoch auch das Justizministerium der USA mit dem Fall.

Adaption: Stefan Nestler