Mit Forschungsgeldern gegen Antisemitismus
7. April 2020Die Bundesregierung reagiert auf den wachsenden Antisemitismus in Deutschland mit einem neuen Förderprogramm für die Wissenschaft. "Wir müssen wesentlich besser noch wissen, wo und wie Antisemitismus auftritt, worauf er zurückzuführen ist, und wie wir ihn dann auch wirksam bekämpfen können", sagte Forschungsministerin Anja Karliczek bei der Vorstellung des Programms. Zwischen 2021 und 2025 sollen bis zu zwölf Millionen Euro in das Projekt fließen.
Zehn Prozent mehr Angriffe
Antisemitismus dürfe in Deutschland keinen Platz haben, sagte die CDU-Politikerin. "Antisemitismus ist ein Gift, das unseren gesellschaftlichen Frieden gefährdet. Und dieses Gift werden wir weiter hin mit Entschlossenheit bekämpfen."Dass sich Juden in Deutschland bedroht fühlten, sein in keiner Weise akzeptabel.
In Deutschland haben die Angriffe auf jüdische Menschen im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent auf 2032 registrierte Fälle zugenommen. Im südwestlichen Bundesland Bayern habe es sogar knapp 37 Prozent mehr Fälle gegeben, sagte der Antisemitismus-Beauftragte der Staatsregierung, Ludwig Spaenle.
Antisemitismus in Pandemie-Zeiten
Vor einem weiteren Anwachsen des Antisemitismus als Begleiteffekt der globalen Corona-Pandemie warnte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein: "In Krisenzeiten sind die Menschen emotional anfälliger für krude Erklärungsmuster." Rechtsradikale spielten auf angebliche Verbindungen zu jüdischem Finanzkapital oder dem israelischen Geheimdienst Mossad an - eine Verschwörungstheorie laute, die Pandemie sei durch einen fehlgeschlagenen Biowaffentest des Mossad ausgelöst worden.
Wenn der gesellschaftliche Zusammenhalt fragiler werde, wendeten sich mehr Menschen "Sündenbock-Erklärungen" zu. Klein begrüßte das Forschungsvorhaben, das dazu beitrage, "das Wissen über seine Entstehung und Verbreitung zu verbessern und zu vernetzen, sodass wir Antisemitismus noch gezielter bekämpfen können".
ehl/uh (dpa, epd, kna, afp)