Spanien trauert nach Zugkatastrophe
Die Bilder vom Unglücksort machen deutlich, wie grausam der Unfall verlaufen war. Die Behörden mussten die Zahl der Todesopfer immer weiter nach oben korrigieren. Nach Angaben der Regierung der autonomen Provinz Galicien kamen mindestens 80 Menschen ums Leben - mehr als 140 Menschen wurden verletzt. Einige von ihnen befinden sich in einem kritischen Zustand.
Die Ursache des Unglücks ist wohl eine zu hohe Geschwindigkeit: Der Lokführer räumte ein, viel zu schnell gefahren zu sein. Der Zug sei mit rund 190 Stundenkilometern unterwegs gewesen, obwohl in der Unglückskurve höchstens Tempo 80 zulässig gewesen sei, bestätigte er nach Angaben der Ermittler. Über den Grund für die überhöhte Geschwindigkeit wurde zunächst nichts bekannt. Die spanische Bahn schloss ein technisches Versagen am Zug aus.
13 Waggons entgleist
Die 13 Waggons des Zuges wurden bei dem Unglück auseinandergerissen und sprangen aus den Schienen. Einige Wagen prallten neben den Gleisen gegen eine Betonwand und stürzten um, andere verkeilten sich ineinander. Ein Wagen flog sogar über die fünf Meter hohe Begrenzungsmauer hinweg.
Nach Angaben des Bahnsprechers ereignete sich das Unglück am Mittwochabend gegen 21.00 Uhr einige Kilometer vor dem Bahnhof von Santiago de Compostela im Nordwesten des Landes. Der Personenzug mit 238 Passagieren war auf dem Weg von Madrid nach El Ferrol.
Sieben Tage Trauer
Santiago de Compostela ist die Hauptstadt der autonomen Region Galizien und ein wichtiges Pilgerzentrum. Dort endet der Jakobsweg für katholische Pilger. Am Donnerstag sollte dort ein Fest zu Ehren des Schutzpatrons der Region, des Heiligen Jakob, beginnen. Normalerweise drängen sich Menschenmassen beim Jakobsfest in den engen Gassen der Altstadt rund um die imposante Kathedrale. In ganz Galicien wurden nun offiziell sieben Tage Trauer ausgerufen, für Spanien drei Trauertage.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich erschüttert über das schwere Zugunglück in Spanien gezeigt und die Anteilnahme Deutschlands "in diesen Stunden des Schmerzes" übermittelt. "Die Bilder von der Unglücksstelle lassen das entsetzliche Leid nur erahnen", schrieb Merkel in einem Telegramm an den spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy, der selbst aus Santiago de Compostela stammt.
re/ml/hf/kle (afp, rtr, dpa)