Elf Länder warnen vor Katastrophe in Syrien
11. Mai 2019Nach einem Treffen des UN-Sicherheitsrates drückten elf von 15 Mitgliedsstaaten wegen der Lage in der syrischen Provinz Idlib ihre "große Sorge" aus. Sie erklärten, sie seien alarmiert angesichts der Flucht von 150.000 Menschen aus der Region sowie der Bombardierung von Krankenhäusern und Schulen. Sie riefen beide Seiten auf, Zivilisten zu schützen und sich an den Waffenstillstand zu halten, den die Türkei, Iran und Russland im September 2018 vereinbart hatten. Die Dringlichkeitssitzung des Rates war unter anderem von Deutschland beantragt worden.
Russland, das die Streitkräfte des syrischen Regimes im Kampf gegen die Rebellen unterstützt, lehnte die Erklärung ebenso wie China ab. Auch Südafrika und Indonesien schlossen sich der Stellungnahme der Gremienmehrheit nicht an. Russland hat bisher zwölf Mal von seinem Veto-Recht im UN-Sicherheitsrat Gebrauch gemacht, um ein Vorgehen gegen seinen Verbündeten Syrien zu verhindern.
Russische Luftwaffe bombardiert
Zuletzt hatten die Rebellen in Idlib weiter an Boden verloren, nachdem die russische Luftwaffe und syrische Truppen Ende April ihre Angriffe in der Region massiv ausgeweitet hatten. In der Provinz Idlib liegt das letzte große Rebellengebiet in Syrien. Zehntausende Menschen wurden in die Flucht getrieben. Deutschland, Belgien und Kuwait beantragten daraufhin ein Dringlichkeitstreffen des UN-Sicherheitsrats.
Der französische Botschafter bei den Vereinten Nationen, François Delattre, hatte vor Beginn des Treffens vor einem "neuen Aleppo" gewarnt. Eine solche Eskalation müsse in der Provinz Idlib "um jeden Preis verhindert werden", sagte er. Rebellen und Truppen des Regimes hatten sich jahrelang erbitterte Kämpfe um die nordsyrische Stadt Aleppo geliefert. Erst 2016 endeten die Gefechte, bei denen tausende Menschen getötet wurden.
"Die Lage ist dramatisch", sagte auch der deutsche Botschafter bei den Vereinten Nationen, Christoph Heusgen. Auch zivile Ziele würden in der Region bombardiert, in der rund drei Millionen Menschen leben, darunter eine Million Kinder.
Welthungerhilfe alarmiert
Die Welthungerhilfe schlug wegen der neuen Kämpfe ebenfalls Alarm. Durch die Gefechte werde die Arbeit der Hilfsorganisationen massiv behindert, sagte Dirk Hegmanns, Regionaldirektor der Welthungerhilfe in der Türkei, Syrien und Libanon. "Wir brauchen ein Ende der Kampfhandlungen." Die Kämpfe hätten zu einem "massiven Anstieg" der Flüchtlingszahlen geführt. "Es werden täglich mehr Familien, die hungrig zu uns kommen", sagte Hegmanns. Die vorhandenen Mittel reichten nicht aus, um auch die neuen Flüchtlinge zu versorgen.
kle/haz (afp, dpa)