Mitschüler peinigen jüdischen Jungen
2. April 2017Der 14-Jährige war bereits vor einigen Monaten von einem Mitschüler beleidigt worden, nachdem dieser erfahren hatte, dass der Junge jüdisch ist. Vor rund zwei Wochen wurde er dann von zwei anderen Mitschülern an einer Bushaltestelle angegriffen. Sie nahmen ihn in den Schwitzkasten und bedrohten ihn. Laut Medienberichten lachten die umstehenden Kinder. Ihr Sohn habe vor Angst gezittert , so die Mutter des Opfers. Daraufhin habe sie beschlossen, ihn von der Schule zu nehmen. Der jüdische Junge war vor rund vier Monaten an die Schule gekommen, er wurde in England geboren und lebte dort einige Jahre.
An der betroffenen Gemeinschaftsschule Ortsteil Friedenau im Westen der Hauptstadt haben rund 75 Prozent der Schüler eine andere Herkunftssprache als Deutsch, viele kommen aus türkischen oder arabischen Familien. Dies trifft nach Angaben von Schulleiter Uwe Runkel auch auf die tatverdächtigen Jugendlichen zu.
Strafanzeige gegen mutmaßliche Täter
In einem offenen Brief hat sich die Leitung einer Berliner Gemeinschaftsschule entsetzt über einen antisemitischen Vorfall an ihrer Schule gezeigt. Die Schulleitung teilte auf ihrer Internetseite mit, dass sie gegen die mutmaßlichen Täter Strafanzeige erstattet habe. Außerdem wolle sie schulische Ordnungsmaßnahmen gegen die Jugendlichen einleiten.
Berlin-Friedenau ist nicht zum ersten Mal Schauplatz antisemitischer Übergriffe. Im August 2012 wurde der Berliner Rabbiner Daniel Alter dort auf offener Straße vor den Augen seiner Tochter von mehreren Jugendlichen zusammengeschlagen. Wenige Monate später attackierten zwei Arabisch sprechende Schläger im Nachbarstadtteil Schöneberg einen 30-Jährigen aus Litauen, der auf Hebräisch gebetet hatte.
Nachdem im Juni 2016 ein Kippa-Träger in einem Park in Berlin-Treptow beleidigt und leicht verletzt worden war, rief der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) zum Schutz jüdischer Mitbürger auf. "Berlin ist insbesondere vor dem historischen Hintergrund des Holocaust dankbar, dass jüdisches Leben in unserer Stadt wieder sichtbar ist und einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt unserer liberalen, offenen und toleranten Metropole leistet", sagte der SPD-Politiker.
HF/kle (dpa, afpd)