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Mitumba: Second-Hand Mode aus Europa

Karsten Kaminski (Dar Es Salam)21. Oktober 2014

Second-Hand-Kleidung aus Europa wird in Afrika weiter verkauft. Einer der größten Absatzmärkte dafür ist in Tansania: Die einheimische Textilindustrie leidet darunter, aber die Näherinnen haben mehr zu tun.

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Marktstand auf dem Mitumba-Markt (Foto: DW/K. Kaminski)
Bild: DW/K. Kaminski

Mancy Vansa (23) steht vor einem Kleider-Berg, der doppelt so groß ist wie sie. Durch ihre Hände huschen ein schwarzes Abendkleid, Jeanshosen und ein Rüschenhemd. Die Studentin ist auf dem größten Mitumba-Markt in Dar Es Salaam, auf dem Karume-Markt. Mitumba- das ist ein Überschuss an Second-Hand-Kleidung aus Europa, der dann auf den Märkten in Ostafrika weiterverkauft wird. Mancy ist von der Kleidung aus Europa begeistert: "Die Kleidung hat eine sehr gute Qualität und ist dabei auch noch billig. Im Laden zahle ich für eine Jeans umgerechnet 19 Euro, hier bekomme ich zwei, vielleicht sogar drei Hosen dafür. "

Auf dem Mitumba-Markt geht es um die Suche nach dem billigsten und besten Kleidungsstück. Ein Oberteil kostet im Durchschnitt 25 Cent. "Man muss lange suchen, bis man etwas Gutes findet. Manche Kleidungsstücke sind abgetragen, zerissen oder es fehlt ein Knopf. Aber dann geht man zu den Näherinnen. In Tansania hat jeder seinen eigenen Näher."

Mitumba bietet neue Arbeitsplätze für Näherinnnen

Zwischen den engen Gassen, bedeckt mit Plastik bei 40 Grad, sitzen die Näherinnen und passen die Kleidung aus dem Westen an die Körpergrößen der Afrikaner an. Im Durschnitt verdient eine Mitumba-Näherin 50 Euro im Monat. Jarida Peter (41) hat durch die Jobmöglichkeiten auf dem Karume-Markt sogar ihren Beruf gewechselt: "Vorher habe ich Brötchen verkauft. Aber damit konnte ich nicht so viel verdienen wie mit Mitumba. Hier habe ich jeden Tag Arbeit und die Leute kommen direkt vorbei, wenn Sie etwas auf dem Markt gefunden haben. "

Mitumba ist Teil der tansanischen Gesellschaft geworden. Die erste Ware kam in den 90er Jahren nach Tansania, als der Import von Produkten aus dem Ausland erlaubt wurde. Im Laufe der Zeit haben die Großhändler, die die Waren am Hafen von Dar Es Salaam empfangen, verstanden, dass man mit der Kleidung aus dem Westen Geld machen kann. Mancy merkt, dass es Preisabsprachen gibt: "Hier auf dem Karume-Markt sind die Produkte billiger. Dafür muss man auch suchen und kaputte Kleidung aussortieren. Die Händler suchen sich die beste Ware oder auch Markenkleidung schon am Hafen aus. Dann werden sie in Firstclass-Mitumba-Läden verkauft.“ Der Preis ist dann dreimal so hoch. Sie werden wie Neuware verkauft.

Stand am Straßenrand von Dar es Salaam (Foto: DW/K. Kaminski)
Mitumba-Waren auch am StraßenrandBild: DW/K. Kaminski

Traditionskleidung wird in den Hintergrund gerückt

Umso schwieriger wird es für die lokale Textilindustrie. Die Produktionskosten für traditionelle Kleidung wie Kanga und Kitenge sind viel höher. Sie können mit den Mitumba-Preisen nicht mithalten. Hillary Teri besitzt ein kleines Unternehmen und stellt Traditionskleidung noch selber her. Das Geschäft ist schwierig: "Viele in der Branche können ihre Sachen kaum verkaufen. Die Nachfrage ist zu gering und manche verlieren ihre Jobs." In den letzten Jahren haben 80.000 Menschen in der einheimischen Textilindustrie ihren Job verloren. Hillary Teri möchte nicht aufgeben. Die Traditionskleidung kann er ins Ausland verkaufen. Die meisten Interessierten kommen aus Amerika oder aus Deutschland. In Tansania sind es vor allem ältere Frauen, die die Traditionskleidung und die Second-Hand-Ware aus dem Westen kombinieren wollen: "Mitumba hat den Markt beherrscht, keine Frage. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Traditionskleidung irgendwann völlig in den Schatten gedrängt wird. Deshalb werde ich weiter versuchen, meine Stoffe zu verkaufen. "

Jugendliche sehen Mitumba als Trend

Mancy kauft sich eine Jeans auf dem Mitumba-Markt (Foto: DW/K. Kaminski)
Mancy kauft sich Jeanshosen auf dem Mitumba-MarktBild: DW/K. Kaminski

Entwicklungen, mit denen Mancy Vansa schon aufgewachsen ist. Für sie ist Mitumba wie ein eigener Trend. An der Universität tauscht man Informationen aus, an welchen Märkten die bessere Kleidung ist und wie man den Preis von Kleidungsstücken am besten runterhandeln kann. Nach drei Stunden hat Mancy zwei Jeanshosen gekauft: "Es war ein guter Preis. Wenn ich diese Jeans im Shoppingcenter kaufen würde, würde ich für vier Euro nur eine Hose bekommen- so habe ich zwei."

Mitumba hat die Textilbranche in Tansania verändert. Die lokale Textilindustrie leidet, Näherinnen haben neue Arbeitsplätze. Und die Gesellschaft? Sie hat eine billige Variante bekommen, dem Westen zu mindestens kleidungstechnisch näher zu kommen.

Die Recherchen für diesen Beitrag wurde durch das Journalistenprogramm Beyond Your World in Kooperation mit der DW Akademie ermöglicht.