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Moloch schluckt WM

Nádia Pontes / Jan D. Walter15. Mai 2014

In Sao Paulo hat die WM tatsächlich einen Investitionsschub ausgelöst. Rund 1,6 Milliarden Euro fließen allein in zwei Flughäfen. Den WM-Touristen hilft das wenig.

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Lateinamerikas "Wall Street", die Avenida Paulista (Foto: nc-by-sa/Fernando Stankuns)
Bild: nc-by-sa/Fernando Stankuns

Wenn sich eine brasilianische Stadt vom Ansturm der WM-Touristen nicht stören lassen sollte, ist es Sao Paulo: Mehr als 20 Millionen Menschen bevölkern den Ballungsraum. Wie sollen da 68 Tausend Fußballfans ins Gewicht fallen, die in das Stadion passen?

Magerer Verkehrsausbau

Tatsächlich hat die Stadt im Rahmen der WM kein Geld in den öffentlichen Personennahverkehr investiert. Stattdessen sind 180 Millionen Euro in den Ausbau der Straßen im Umfeld des WM-Stadions geflossen. So viel ist es auch nur deshalb geworden, weil die Kosten sich verdoppelt haben. Doch im Vergleich zu viel kleineren Städten ist das immer noch wenig. Schätzungen zufolge profitiert davon maximal jeder vierzigste Einwohner des Ballungsraums.

Immerhin ist hier in ein Viertel investiert worden, das sonst vielleicht nie berücksichtigt worden wäre. Denn der Stadtteil Itaquera, in dem das WM-Stadion liegt, gehört zur armen Ostzone der Stadt. Und auch wenn die Baukosten von rund 330 Millionen Euro bei vielen Anwohnern Kopfschütteln hervorrufen, dürfte sich der ein oder andere freuen. Denn erstens kann sich das Itaquerao rühmen, eines von drei Stadien zu sein, das zumindest in größeren Teilen aus privaten Mitteln finanziert worden ist. Und zweitens ist dieser Investor der Fußballclub Corinthians, der im Osten der Stadt besonders viele Anhänger hat.

Gepäckaufgabe am Flughafen Guarulhos International in Sao Paulo (Foto: picture-alliance/AE)
Der Flughafen-Ausbau soll die Schlangen in Guarulhos verkürzenBild: picture-alliance/AE

Für die Anhänger der Nationalmannschaften bedeutet der Standort des Stadions dagegen eine weite Anreise: 18 Kilometer liegen zwischen ihm und dem Stadtzentrum, wo das Gros der Touristen übernachtet. Allerdings verbindet eine Metro-Linie die Praca da Se, den geografischen Nullpunkt der Stadt, mit dem Stadion in kurzen 21 Fahrminuten.

Deutlich beschwerlicher könnte der Weg vom Flughafen ins Hotel werden, denn die Veranstalter haben keinen Real in die Verkehrsanbindung des Flughafens investiert. Tagsüber muss man sich auf 1,5 Stunden Stau bis zum Zentrum von Sao Paulo gefasst machen.

Später Flughafenausbau

Ob der internationale Flughafen selbst dem Ansturm der Massen gewachsen ist, wird sich zeigen. Jahrelang hinkte "Guarulhos" den Anforderungen der größten Metropole Südamerikas hinterher. 2013 wurden hier 36 Millionen Passagiere abgefertigt - weniger als am zweitgrößten deutschen Flughafen in München. Und damit war die offizielle Arbeits-Kapazität bereits um 15 Prozent überschritten.

Doch ein privates Konsortium hat sich angeschickt, diese Nachfrage zu bedienen und ist dabei 700 Millionen Euro in den Ausbau zu investieren; die Öffentliche Hand steuert weitere 500 Millionen Euro bei. Auch die Betreiber des Flughafens Viracopos in der nur 100 Kilometer entfernten Millionenstadt Campinas stecken 900 Millionen Euro in ihren Flughafen.

Zetrümmerte Tribüne mit Dachträger darauf (Foto: Miguel Schincariol/AFP/Getty Images)
Im November 2013 stürzte ein Baukran auf eine bereits fertige Tribüne und tötete zwei Bauarbeiter. Insgesamt starben drei Arbeiter auf der BaustelleBild: Miguel Schincariol/AFP/Getty Images

Lange war nicht klar, ob die neuen Terminals bis zur WM fertig werden würden. Doch exakt einen Monat vor der WM-Eröffnung in Sao Paulo ist dann doch der neue Terminal 3 in Guarulhos eingeweiht worden. Mit ihm soll sich die Kapazität auf einen Schlag um 40 Prozent erhöhen. Wenn diese Rechnung aufgeht, kann der Flughafen nun mehr als eine halbe Stadionfüllung pro Tag mehr abfertigen.