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Mond-Preise an der Sonnen-Algarve

Hans-Joachim Allgaier
12. März 2017

Portugals Südküste verzeichnet wachsende Urlauberzahlen und sprudelnde Tourismusgewinne. Aber auch der Immobilienmarkt entwickelt sich an der Algarve atemberaubend - gerade bei Luxus-Zweitwohnsitzen.

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Portugal Algarve Villa in Quinta do Lago
Bild: DW/H.-J. Allgaier

2015 war an der Algarve das Goldgräber-Jahr - mit sehr vielen hochpreisigen Immobilien-Transaktionen. Seitdem normalisiert sich zwar die Entwicklung etwas - vor allem aus Mangel an Häusern, die zum Verkauf anstehen. "Aber das hält einige wenige nicht davon ab, Mondpreise aufzurufen, die mit der Realität nichts zu tun haben", stellt Erich Gibson, Managing Partner des Maklerunternehmens Engel & Völkers, fest. Im Rahmen eines "Private Office" betreut er speziell Kunden mit mehr als 20 Millionen US-Dollar Barvermögen.

Für das laufende Jahr wagt er keine präzise Prognose. "Zwar dürfte die Nachfrage weiter hoch bleiben, aber es wird sich zeigen, ob der Markt genügend Grundstücke und Häuser zu reellen Preisen bieten kann", so der Spezialist für Europas wohl exklusivste Wohngegend, das Gebiet Quinta do Lago und Vale do Lobo.

Zusammen mit Vilamoura bei Loulé bildet die Region das so genannte "Goldene Dreieck" an der Algarve. Hier stehen, oft mit Blick auf den Atlantik und nur einen kurzen Fußweg vom Strand entfernt, hunderte von Villen auf großflächigen Grundstücken, die überwiegend zu Kaufpreisen von weit über einer Million Euro gehandelt werden. Das untere Ende der Preisskala liegt zwischen 300.000 und 350.000 Euro.

Portugal Algarve Strand in Quinta do Lago
Exklusive Wohngegend für viele Prominente und Wohlhabende: Quinta do Lago, an einem See unmittelbar hinter der Atlantikküste der portugiesischen Algarve gelegen.Bild: DW/H.-J. Allgaier

Vale do Lobo holt gegenüber Quinta do Lago auf

Beide Resorts, Anfang der siebziger Jahre angelegt und überwiegend dem maurischen Baustil verpflichtet, bieten den anspruchsvollen Kunden umfassenden Service und viele Annehmlichkeiten, vor allem hervorragende Golfplätze und Wassersport-Möglichkeiten, etwa im benachbarten Vilamoura. Der nächste Airport liegt nur 15 Autominuten entfernt.

Gilt Quinta do Lago trotz weniger Immobilien mit unmittelbarem Atlantik-Anschluss noch immer als "Mercedes" unter den Resorts für Vermögende, hat Vale do Lobo, früher manchmal als "BMW mit Tendenz  zum Opel" belächelt, in letzter Zeit in der Gunst der Immobilien-Käufer wieder aufgeholt. Genau hier liegt, wie Insider berichten, die teuerste Villa, die derzeit im goldenen Algarve-Dreieck auf dem Markt ist. Der Kaufpreis bewege sich "in der Region von 20 Millionen Euro", wird gemunkelt.

Nebenan, in der feinen Pinienwald-Region von Quinta do Lago im Westen von Faro, kommen Deals meist nur dann zustande, wenn der Interessent mehr als zehn Millionen Euro für eine hochwertige Residenz zu zahlen bereit ist. Vorbei sind aber, wie man hört, die Zeiten, als Investmentbanker spontan bei Algarve-Maklern auftauchten, um ihre über Nacht verdienten Boni kurzfristig in Traumvillen zu stecken.

Manchmal muss es Abriss sein

Nicht jeder, der hier ein Objekt erwirbt, möchte auch darin wohnen. "Wenn Sie sich bei dem Mangel an Möglichkeiten hier ein spektakuläres Domizil schaffen wollen, bleibt Ihnen oft nur, das in die Jahre gekommene vorhandene Gebäude abzureißen und ein modernes zu errichten", erläutert Gibson. "Knock-down-Modus" nennt der gebürtige Schwabe, der schon seit 20 Jahren an der Algarve lebt, diese Strategie. Allein für herausragende Grundstücke in Quinta do Lago, das seinen Namen einem See verdankt, würden deshalb nicht selten Preise zwischen drei und fünf Millionen Euro gezahlt - oder sogar noch mehr.

Insider schütten aber ein wenig Wasser in den Wein, machen auf die vielen Mücken in dem von Seen und Teichen durchzogenen Gebiet und auf den zunehmenden Lärm durch die wachsende Zahl von Starts und Landungen auf dem nahe gelegenen Flughafen Faro aufmerksam. Der Airport wickelte 2016 mit gut 53.000 Starts und Landungen 18 Prozent mehr Verkehr ab als im Jahr zuvor. Das noch westlicher gelegene Vale do Lobo und erst die Gegend um Almancil und das Hinterland bekommen davon schon deutlich weniger mit.

Manche Interessenten, vor allem Franzosen und Belgier, ziehen deshalb lieber in die Hügelkette des Barrocal zwischen São Bras de Alportel und Boliqueime. Bei Briten und Iren stagniere die Nachfrage eher oder gehe etwas zurück, weiß eine Immobilienexpertin. Hingegen gehörten jetzt viele Nordeuropäer zu den Neuentdeckern der Algarve, angezogen von der Gastfreundschaft, Offenheit und Hilfsbereitschaft der einheimischen Bevölkerung sowie von den kulinarischen Angeboten, so die Fachfrau.

Portugal Algarve Strand in Quinta do Lago
Quinta do Lago: Hier heult kein Außenborder auf, sondern es ist in der Saison nur das Plätschern von Kinder-Tretbooten zu hören. Nicht selten werden alte Luxusvillen abgerissen, um moderne neu zu errichten.Bild: DW/H.-J. Allgaier

"Bewusste Entscheidung gegen Mallorca"

"Wir hören von vielen Kunden, dass sie sich genau aus diesen Gründen zum Beispiel bewusst gegen Mallorca entscheiden", bestätigt Maklerin Reinhild Schulte Guerra. Ein anderer Experte hält, ohne dass er namentlich genannt werden möchte, den besonders von Deutschen beobachteten Immobilien-Markt der spanischen Balearen-Insel für "gesättigt wie ein nasser Schwamm und deshalb auch massiv überteuert". 

Wer an der Algarve etwas im Preissegment von bis zu einer oder 1,5 Millionen Euro kaufe, lasse sich eine Vermietung als attraktives Ferienhaus meist nicht entgehen, ist unter den Immobilienfachleuten zu hören. Kopfschütteln erzeugen manche Käufer allerdings, wenn sie dann das Luxushaus mit preiswerten Möbeln einer schwedischen Möbelmarke ausstatten. "Das neutralisiert dann den Eindruck in gewisser Weise", stellt ein Makler diplomatisch fest.