Mosambik braucht traditionelle Medizin
29. April 2005In den größeren Städten des ostafrikanischen Landes gibt es Krankenhäuser und Arztpraxen. Doch nicht nur auf dem Land praktizieren traditionelle Heiler - so mancher Großstädter konsultiert je nach Leiden sowohl das Krankenhaus als auch einen "curandeiro". Nur um sicher zu gehen.
Während des langen Bürgerkriegs war die traditionelle Medizin in Mosambik offiziell verboten. Da es aber auch schon damals im weitläufigen Land an medizinischer Versorgung mangelte, gingen die traditionellen Heiler ihrem Handwerk im Verborgenen weiter nach: So blieb das Wissen um die verschiedenen Heilsubstanzen und Heilmethoden erhalten.
Heiler ersetzen den Landarzt
Seit dem Ende des Bürgerkrieges und der Abkehr vom Sozialismus können traditionelle Lebensformen in Mosambik wieder offen gelebt werden. 1990 gründeten "curandeiros" mit Hilfe des Gesundheitsministeriums die Vereinigung der traditionellen Mediziner Mosambiks - kurz AMETRAMO.
Die AMETRAMO fördert den Austausch zwischen den traditionellen Heilern und organisiert regionale Treffen, um die Arbeit der "curandeiros" zu unterstützen. "Heutzutage wird die traditionelle Medizin als akzeptiert wahrgenommen. Auch wenn dies formell nicht der Fall ist, denn auf rechtlicher Ebene ist sie nicht anerkannt", erklärt Maria Fatima Mangore, Direktorin des Referats für Menschenrechte. Doch das Land sei weitläufig, die medizinische Versorgung durch Krankenhäuser und Gesundheitsstationen noch immer mangelhaft. 60 Prozent der mosambikanischen Bevölkerung sind allein auf die Dienste der Heiler angewiesen.
Ausbildungs-Standards fehlen
Auch nach dem neuen mosambikanischen Recht darf nur heilen, wer eine staatlich anerkannte Ausbildung vorweisen kann. Da es aber keine standardisierte und vom Staat zertifizierte Ausbildung im traditionellen Heilwesen gibt, haben die "curandeiros" nach wie vor ein Legitimationsproblem. Deshalb erhalten sie kaum Unterstützung vom Staat.
Die AMETRAMO und andere Gesundheitsorganisationen engagieren sich nun für die wissenschaftliche Untersuchung der verschiedenen Heilmethoden und Heilsubstanzen, um das Wissen vergleichbar zu machen.
Afrikanische Kartoffel könnte Aids lindern
Von dem reichen Wissen der traditionellen Medizin könnte auch die konventionelle Medizin profitieren, sind sich in Mosambik immer mehr Mediziner einig. Xavier António Ernesto von einer regierungsunabhängigen, humanitären Hilfsorganisation sieht vor allem große Chancen für die Behandlung von Aids-Patienten: "Wir versuchen zur erreichen, dass Pflanzen untersucht werden, um möglicherweise eine alternative Behandlung zu entwickeln. Denn viele hier können sich die Retroviral-Medikamente nicht leisten."
Seit 2003 werde bevorzugt die afrikanische Kartoffel eingesetzt - eine unscheinbare, dunkelbraune Knolle, die das Leben eines Aids-Kranken verlängern, nicht aber heilen könne. "Denn wer sagt, dass sie die Krankheit Aids heilt, der lügt", sagt Ernesto.
Schulmediziner lernen vom Heiler
Westlich ausgebildete Mediziner versprechen sich aber nicht nur von neuen Wirkstoffen Fortschritte, sondern auch von einer kombinierten Therapie. Denn auch die konventionelle Medizin hat schon lange erkannt, dass die psychische Verfassung des Patienten einen großen Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat.
Da die "curandeiros" bei der Behandlung von Kranken generell auch die seelische und soziale Ebene mit einbeziehen, könnten ihre Methoden neue Impulse in der Langzeittherapie von mosambikanischen Aids-Patienten setzen. Auch die Weltgesundheitsorganisation hat die zentrale Bedeutung der "grünen Medizin" erkannt und den 31. August zum "Tag der traditionellen afrikanischen Medizin" erklärt.