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Politik

Moskaus Sehnsucht: Handschlag mit Trump

Roman Goncharenko
4. Juli 2017

Das erste Treffen zwischen Putin und Trump am Rande des G20-Gipfels in Hamburg dürfte kurz sein. Moskau hofft auf eine Wende, die bisher ausgeblieben ist. Russische Experten dämpfen die Erwartungen.

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Kombobild Trump Putin

Die britische Ministerpräsidentin Theresa May, Bundeskanzlerin Angela Merkel und zuletzt sogar der ukrainische Präsident Petro Poroschenko: Nach seiner Amtseinführung im Januar hat der neue US-Präsident Donald Trump vielen Staats- und Regierungschefs die Hand gegeben. In Washington, im Ausland, lang und herzlich oder kurz und sachlich. Ein Handschlag ist bisher ausgeblieben: mit Wladimir Putin. Am Rande des G20-Gipfels in Hamburg haben die beiden eine erste Gelegenheit dazu. Ein fester Termin war lange offen, doch jetzt ist es amtlich: Putin werde Trump bereits am Freitag, dem ersten Gipfeltag, treffen, teilte am Dienstag ein Sprecher des Außenministeriums in Moskau mit.

Putins Geduld mit Trump

Die Erwartungen vor einem ersten Spitzentreffen zwischen den USA und Russland waren zuletzt selten so hoch. Moskau hätte Putins Handschlag mit Trump gerne viel früher gesehen. "Es geht vor allem um eine Normalisierung des Dialogs", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow. Russland hofft auf einen Neustart in den angespannten Beziehungen, die sich seit der russischen Krim-Annexion von einem Tiefpunkt zum nächsten entwickelten. Trump nährte Moskaus Hoffnungen, indem er während des Wahlkampfs Putin als starken Anführer mehrmals lobte und ein besseres Verhältnis zu Moskau versprach.

Doch eine Wende ist bisher ausgeblieben. Trump steht innenpolitisch seit Monaten unter Druck wegen einer angeblichen Einmischung Russlands in den Wahlkampf zu seinen Gunsten, was sowohl er, als auch Moskau bestreiten. Die neue US-Administration beließ die Russland-Sanktionen von Trumps Vorgänger Barack Obama in Kraft und führte vor kurzem neue ein. 

Moskau zeigte bisher Verständnis für Trump und erklärte seine Zurückhaltung mit dem innenpolitischen Machtkampf in den USA und dem Druck seiner Gegner. "Wir sind geduldig", diesen Satz wiederholte Putin in Bezug auf Washington immer wieder. Fakt ist, dass Russland jegliche Kritik an Trump vermied und auf neue Gegensanktionen verzichtete. Als Trump beim NATO-Gipfel in Brüssel im Mai von einer "russischen Gefahr" sprach, reagierte Putin betont gelassen. Da sei nichts Besonderes, sagte der russische Präsident in einem Interview.  

Russland Sergej Lawrow in Moskau
Lawrow: Es geht um eine Normalisierung des Dialogs Bild: Getty Images/AFP/N. Kolesnikova

Gedämpfte Erwartungen

Doch hinter den Kulissen habe sich Ernüchterung ausgebreitet, glaubt Lilija Schewzowa. Bereits seit Ende Februar habe die Moskauer Außenpolitik-Expertin pessimistische Einstellungen in Kreml-Kreisen gespürt. "Putin stand mit ausgestreckter Hand da und wartete auf Trumps Initiativen", sagt Schewzowa, die derzeit für die britische Denkfabrik Chatham House arbeitet. "Doch er hat wohl nüchtern eingesehen, dass Trump ein unberechenbarer Politiker ist, der mit Moskau hart umgehen wird." So habe der US-Präsident bereits beim Schlag mit Marschflugkörpern in Syrien gezeigt, dass er von der Zurückhaltung der Obama-Regierung abrücke. Auch als Energiesupermacht, etwa mit weltweiten Lieferungen von Flüssiggas, werde er Russland Konkurrenz machen.  

"Es ist ein erstes Treffen am Rande eines Gipfels - kein bilaterales Treffen", sagt Iwan Timofejew vom Russischen Rat für Außenpolitik, einem von der Regierung ins Leben gerufenen Expertennetzwerk. Dabei sei ein direktes Gespräch zwischen Putin und Trump "längst überfällig". "Das Wichtigste ist, sich persönlich kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen", sagt Timofejew. Ein Durchbruch in Hamburg sei nicht zu erwarten.

Auch Lilija Schewzowa sagt, ein Handschlag und eine Vereinbarung über künftige Kontakte wären ein Erfolg: "Ob es den beiden Staatschefs gelingt, einen Mechanismus zur Überwindung des gegenseitigen Misstrauens zu schaffen: Daran wird ihr Treffen gemessen." 

Terror, Syrien, Ukraine

Moskaus Prioritäten beim Gespräch in Hamburg offenbaren den Wunsch, zunächst nach Gemeinsamkeiten zu suchen und Streit zu vermeiden. So werde Putin in erster Linie über den Kampf gegen Terror mit Trump sprechen, sagte ein Sprecher des russischen Außenministeriums: "Ohne die Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA ist der Terror kaum zu besiegen."  

Es dürfte dabei um einen gemeinsamen Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien und dem Irak gehen. Zuletzt gab es dort Spannungen, als die westliche Allianz unter US-Führung ein syrisches Kampfflugzeug abgeschossen hatte. Russland, das den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad militärisch unterstützt, stieg aus Protest aus einer Vereinbarung mit den USA aus, sich gegenseitig über Bewegungen der Luftwaffe zu informieren. Diese Vereinbarung wieder in Kraft zu setzen, wäre eine wichtige Aufgabe für Putin und Trump bei ihrem Treffen in Hamburg, glaubt Lilija Schewzowa.   

Aus ihrer Sicht habe Russland mit den sogenannten "Deeskalationszonen" für Syrien den USA bereits "ein Geschenk" gemacht: "Doch Amerika hat es nicht als Geschenk wahrgenommen und ist noch nicht bereit, das zu unterstützen."

Außerdem will Moskau in Hamburg über das Thema Nuklearwaffenkontrolle sprechen. Iwan Timofejew geht davon aus, dass beide Seiten daran interessiert sind wegen Nordkorea. Im Fall Ukraine dagegen erwarten die Experten zunächst keinen Durchbruch. Eine Lösung des Konflikts, für den Kiew und der Westen Moskau beschuldigen, scheint im Moment nicht in Sicht.