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Muskelspiele um die Wade der Nation

9. Juni 2006

Das Verwirrspiel um Michael Ballack endete erst 90 Minuten vor dem ersten Anstoß zur Fußball-Weltmeisterschaft.

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Was geht nur in diesen Waden vor?Bild: AP

Eineinhalb Stunden vor der Partie gegen Costa Rica teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitag mit, dass der Kapitän im ersten WM-Spiel nicht zum Einsatz kommen werde. Ballack wurde dem Weltverband FIFA offiziell als verletzt gemeldet. "Das Risiko ist zu groß", verlautete dazu aus der medizinischen Abteilung des DFB.

Die überraschende nächtliche Fitmeldung des Mittelfeldstars hatte Jürgen Klinsmann in den Stunden bis zum ersten Anstoß in eine Zwickmühle gebracht. Mit seiner Entscheidung gegen einen Ballack-Einsatz zeigte der Bundestrainer auch Konsequenz gegenüber seinem Kapitän. Klinsmann hatte seinem Führungsspieler tags zuvor die erforderliche Turnier-Fitness nach einer Wadenverletzung abgesprochen und für den Star zunächst Extraschichten im Training angekündigt: "Er muss doppelt so viel arbeiten."

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Klinsmann sah sich urplötzlich mit grundsätzlichen Fragen und sensiblen Entscheidungen konfrontiert: Sollte er der Forderung von Ballack ("Ich will spielen") nachgeben? Oder sollte er auch bei seinem wichtigsten Spieler seiner Linie treu bleiben, mit Rücksicht auf den weiteren Turnierverlauf kein Risiko einzugehen? Und ganz grundsätzlich: Konnte er im Fall des eigentlich unverzichtbaren Ballack eine Ausnahme von seinem Fitness-Prinzip machen und den 29-Jährigen trotz einer einwöchigen Trainingspause aufstellen?

Fußball-Kaiser Beckenbauer meldete sich zu Wort und warnte Bundestrainer Jürgen Klinsmann von einem Einsatz von Michael Ballack im Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Costa Rica abgeraten. Die Blessur des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft berge zu große Risiken. "Wadenverletzungen sind gefährlich. Man muss sehr vorsichtig sein. Wenn ihm jetzt etwas passiert, ist die WM für ihn gelaufen", sagte Beckenbauer im ZDF-Morgenmagazin. Die Mannschaft müsse im Auftaktmatch am Freitagabend auch ohne Ballack bestehen können.

Im Münchner DFB-Quartier wurde jedenfalls heiß diskutiert. Bundestrainer und Kapitän müssen aufpassen, dass die von einem vermeintlich harmlosen Bluterguss ausgelöste Belastungsprobe für die Nationalmannschaft nicht in einen Machtkampf mündet. "Das Turnier hat noch nicht begonnen - und schon gibt es Ärger", bemerkte schließlich Ballack selbst in Bezug auf den Wirbel um seine im Testspiel gegen Kolumbien erlittene Blessur. (stl)