Mutige Hertha gewinnt gegen den FC Bayern
28. September 2018Er ist ein Leichtgewicht, oft wurde ihm die körperliche Robustheit für die Bundesliga abgesprochen. Gleichzeitig schien bei seinen Kurzeinsätzen immer eine schwere Last auf seinen Schultern zu liegen, sodass ihm die Leichtigkeit auf dem Rasen fehlte. Aber nicht so in dieser Saison. Nicht so in diesem Spiel gegen den deutschen Rekordmeister, beim 2:0 (2:0)-Erfolg, durch den der Hauptstadtklub vorläufig punktgleich mit dem FC Bayern München die Tabelle anführt.
Ondrej Duda spielt sich derzeit nicht nur in die Herzen der Hertha-Fans, sondern auch an die Spitze der Torjäger: Mit fünf Toren führt der Slowake die Liste an, vor seinem Teamkollegen Vedad Ibisevic. Beide erzielten gegen den großen Favoriten aus München die Tore. Während der elf Jahre ältere Ibisevic nach einem Foul vom Elfmeterpunkt traf (23. Minute), netzte Duda nach einem tollen Spielzug ein: Salomon Kalou steckte auf der rechten Seite in den Strafraum auf Lazaro durch. Der lief bis zur Grundlinie und passte zurück, wo Duda aus sechs Metern den Ball unter die Latte drosch (44.).
Technisch versiert, aber zu unbeständig
Ein Tor zum psychologisch wichtigen Zeitpunkt. Und eine Leistungssteigerung zum psychologisch wichtigen Zeitpunkt. Denn nach den ersten beiden enttäuschenden Spielzeiten beim Hauptstadtklub waren sowohl Spieler als auch Klub unzufrieden. Duda, weil er auch bedingt durch eine Knieoperation und weiteren Verletzungen in seiner ersten Saison in Berlin nur zu drei und in der zweiten Spielzeit nur zu 17 Kurzeinsätzen kam. Der Verein hatte sich von seinem Königstransfer einfach mehr erhofft. "Er ist technisch der beste Spieler hier", betonte Trainer Pal Dardai immer wieder. Aber die Leistungen des jungen offensiven Mittelfeldspielers waren bisher viel zu schwankend.
"Ich bin jetzt endlich glücklich in Berlin. Es war anfangs nicht leicht hier", erklärte der 23-Jährige der Bild-Zeitung kürzlich seine zuletzt bemerkenswerten Auftritte auf dem Rasen. "Ich war sehr jung, konnte die Sprache nicht und war oft verletzt. Heute habe ich hier viele Freunde, habe mich auch an die deutsche Kultur besser gewöhnt." Und wohl auch an die Bundesliga. Und na klar, jetzt, je mehr Einsatzzeiten Duda bekommt, desto selbstbewusster ist der 64 Kilogramm leichte und 1,83 Meter große Profi - und traut sich im Spiel mehr zu.
Sammer: "Er hat ein feines Füßchen"
Er beschleunigt das Spiel im zentralen Mittelfeld, er ist torgefährlich und arbeitet auch nach hinten mit. Ein Zehner eben, deshalb hat er auch diesen Spitznamen innerhalb des Teams: "Nummer zehn". "Er ist ein Spieler, der sich wohlfühlen muss. Jetzt sind wir so weit", hatte Dardai bereits nach dem Sieg gegen Schalke gesagt, bei dem Duda gleich zwei Tore erzielt hatte. "Er hat ein feines Füßchen", lobt Eurosport-Experte Matthias Sammer den Slowaken. "Wir sind alle froh, dass er jetzt zeigt, warum wir ihn geholt haben und was er für Qualitäten hat", meint Manager Miachel Preetz. Und froh sind sie wohl ebenso über eine andere Tatsache: Dass Duda noch einen Vertrag bei der Hertha hat bis 2021.