Mxit - das Facebook Südafrikas
15. Juli 2014Wer mit seinem Handy in Südafrika über das Mobilfunknetz im Internet surft, muss oft viel Zeit mitbringen. Hochauflösende Urlaubsfotos von Freunden auf Facebook öffnen? Das geht nur in Zeitlupe. YouTube-Videos anschauen? Das geht oft gar nicht. Schnelle Datentransfers gibt es zwar, doch viele Südafrikaner können sich die teuren Datenpakete nicht leisten.
Die südafrikanische Firma Mxit hat es auf diese Zielgruppe abgesehen und vor acht Jahren ein soziales Netzwerk entwickelt, das mit geringen Datenmengen auskommt. "Das Internet wurde für Menschen aus dem Westen geschaffen, große Datenmengen waren dabei nie ein Thema. Wir haben bei der Entwicklung von Mxit überlegt, welche Teile wir entfernen können, ohne, dass die Basisfunktionen beeinträchtigt werden", sagt Andrew Davies, leitender Geschäftsführer des Mxit-Büros in Kapstadt. Dabei herausgekommen sei ein sehr schnelles mobiles Netzwerk mit geringer Datenmenge, das auch den Geldbeutel der Mobilfunknutzer schone, so Davies.
Die Plattform sieht zunächst aus wie eine Mischung aus Facebook und WhatsApp: Über Mxit können die Nutzer einen privaten Chat starten, Gruppenchats eröffnen, Spiele spielen oder Nachrichten lesen. Viele Inhalte sind kostenlos, doch über sogenannte In-App-Käufe können die User zusätzliche Inhalte erwerben. Ähnlich wie bei Facebook können sich auch Marken bei Mxit eine Art Webpräsenz kaufen, so mit den Nutzern in Kontakt treten und dort ihre eigene Community innerhalb Mxits aufbauen.
Probleme in der Vergangenheit
Mxit hat seine Software vor allem an preisgünstige Handys angepasst. Somit können auch Südafrikaner mit einfachen internetfähigen Telefonen, so genannten feature phones, auf das Netzwerk zugreifen. Bereits rund fünf Millionen Menschen haben die App in Südafrika auf ihrem Handy installiert, bekunden die Zahlen von Mxit. "Handys sind sehr wichtig in Afrika und anderen aufstrebenden Märkten, da sie Menschen Macht geben", sagt Ben-Carl Havemann, Marketingmanager von Mxit. "Da hier viele keinen Computer besitzen, ist das Handy für sie die Schnittstelle zur Welt", so Havemann.
Trotz großer Beliebtheit unter den Nutzern musste Mxit in der Vergangenheit auch Kritik einstecken: Über die Plattform wurden immer wieder auch pornografische Inhalte ausgetauscht. Das Unternehmen hat darauf reagiert, indem es die Inhalte gelöscht hat - wenn auch verbunden mit einem leichten Rückgang der Nutzerzahlen.
Auch gab es vor zwei Jahren Medienberichte über ein Mädchen, das von einem Mann vergewaltigt worden war, nachdem sie sich über den Mxit-Chat kennengelernt hatten. Mxit verschärfte nach dem Vorfall seine Sicherheitsvorkehrungen: In den Gruppenchatrooms versucht Mxit einerseits die Altersgruppen strikt zu trennen. Mit der Chat-Funktion '.rat können Nutzer außerdem sofort melden, falls sich ein Nutzer merkwürdig verhält. In den Gruppenchats behält zudem ein anonymer Moderator den Chat ständig im Auge.
Ein soziales Netzwerk mit Beraterfunktion
Doch Mxit will mehr sein als ein gewöhnliches Netzwerk zum Austausch von Nachrichten: Mit seinem Feature Mxit Reach stellt Mxit gratis Informationen zu Gesundheit, Bildung und Beratungsangebote bereit und arbeitet dabei mit großen Organisationen wie UNICEF zusammen.
"Nehmen wir zum Beispiel das HIV-Problem in Südafrika. Angenommen, Sie leben in einem Township und sind HIV positiv. Obwohl schon viel von Seiten der Regierung und anderer Organisationen getan wurde, bleibt die Krankheit ein Stigma. Über "Mxit Reach" können Sie jederzeit mit einem zertifizierten Berater anonym über Ihre Krankheit chatten", erklärt Havemann die Funktion. "Wir wollen unseren Nutzern etwas bieten, mit dem sie tatsächlich etwas in ihrem Leben anfangen können, aber in Form eines Dialogs", ergänzt Davies.
Mxit – ein weltweites Erfolgsrezept?
Mxit ist mittlerweile auch außerhalb der Grenzen von Südafrika bekannt geworden. Viele Nutzer kommen aus Zimbabwe, Ghana und Kenia. Erst vor wenigen Wochen wurde Mxit auch in Nigeria eingeführt. "Wir konzentrieren uns auf Nigeria, weil es zur Zeit die größte Wirtschaft Afrikas und eines der Länder mit der höchsten Handydichte ist", sagt Havemann. Mxit versuche dabei stets, das Netzwerk an die Gegebenheiten des Landes und Wünsche der Nutzer anzupassen und ortspezifische Lösungen zu finden.
"Wir glauben daran, dass Handys eine große Rolle bei der Veränderung Afrikas spielen. Doch manchmal werden Produkte oder Dienste aus einer 'Erste-Welt-Sicht' entwickelt. Wir jedoch versuchen Produkte zu entwickeln, die aus der Mitte der Gesellschaft stammen und ihr tatsächlich dienen", sagt Havemann.
Bisher arbeiten 130 Mitarbeiter in Südafrika mit Büros in Stellenbosch, dem Hauptsitz der Firma, in Kapstadt und Johannesburg. Die größte Nutzergemeinde außerhalb Afrikas sitzt in Indonesien. Mxit hält ebenso ein Büro in Indien, mit 18 Mitarbeitern. Havemann und Davies sind weiterhin auf Expansionskurs: Künftig soll die Plattform in 22 Sprachen verfügbar sein, darunter auch in Hausa, Swahili und Arabisch.