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Müll trennen ist auch in Kenia wichtig

Heiner Kiesel26. November 2013

Hamadi Iddi Boga ist voller Elan nach Kenia zurückkehrt. Der Mikrobiologe war für zwei Forschungsaufenthalte in Deutsch- land. Dabei hat er auch das System der Mülltrennung kennen und schätzen gelernt.

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Humboldt-Stipendiat Hamadi Iddi Boga aus Kenia (Foto: DW/Heiner Kiesel)
Bild: DW/H. Kiesel

Der kenianische Mikrobiologe Hamadi Iddi Boga hat sich nach seinem zweiten Forschungsaufenthalt in Deutschland sofort ans Werk gemacht, die Strukturen in seiner Heimatuniversität aufzumischen. Es passt zu ihm. Der 35-Jährige mit dem rundlichen Gesicht strahlt eine selbstsichere Ruhe und Energie aus. Beim Sprechen beugt er sich leicht nach vorne auf seinem Stuhl. "Ich konnte hier nicht nur gut wissenschaftlich arbeiten, sondern danach wusste ich auch, wie ich Dinge zum Laufen kriege." Kurze Zeit später hatte er in seiner Heimat einen Lehrstuhl inne, und inzwischen ist er Dekan eines Colleges der Jomo Kenyatta Universität für Landwirtschaft und Technologie von Nairobi. Nächstes Jahr wird der Taita Tavata Campus der Hochschule vielleicht sogar eine selbstständige Universität.

Termiten statt Mikroorganismen

Bogas Karriere verlief ziemlich steil nach oben, seit er in Deutschland studiert hat. Rückblickend sieht so etwas immer gut aus. Aber damals, 1996, als er zum ersten Mal dorthin fuhr, sah es eher nach Schwierigkeiten und Abwegen aus. Das lag nicht unbedingt an der Wissenschaft. Obwohl er sich auch hier erst einmal umstellen musste. Zuerst kam er mit einem DAAD-Stipendium für vier Jahre nach Konstanz, um seinen PhD zu machen: "Ich habe mich für Mikroorganismen in Seen interessiert", erinnert sich Boga. Aber sein Professor hatte mit Seen nichts im Sinn, sondern mit Termiten. "Okay, das geht auch, schließlich laufen die meisten Termiten in Afrika herum", beschloss Boga und stürzte sich in die Arbeit.

Ein Termitenhügel im Makasutu Nationalpark in Banjul/Gambia (Foto: dpa)
Erstes Forschungsobjekt des Mikrobiologen: TermitenBild: picture-alliance/dpa

"Die Labore waren gut organisiert, das Arbeitsumfeld international, aber am Freitag verschwanden alle", erinnert er sich. "Du fühlst dich ziemlich allein in Deutschland, vor allem, wenn du als Afrikaner gewohnt bist, ständig Leute um dich herum zu haben." Mit der Zeit traf er dann genügend andere Leute aus südlichen Gefilden, so dass er das Gefühl der Einsamkeit überwinden konnte. "Diejenigen, die schon länger hier waren, haben uns dann erzählt, wo du dir die Haare schneiden lassen kannst oder ein gutes afrikanisches Essen bekommst."

Nach einem Jahr kam seine Frau nach. Und die Sache mit der Einsamkeit war jetzt nicht mehr so wild. Im Gegenteil: Sie war schwanger. Und das bedeutete auch für Hamadi Boga vollen Einsatz. Er wurde - wie üblich in Deutschland - voll mit einbezogen in das Kinderkriegen.

Antibiotika und Enzyme

Das zweite Mal kam Hamadi Boga von 2005 bis 2006 nach Deutschland und zwar als Fellow am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg - ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. Es ging natürlich wieder um Termiten. Er untersuchte und kategorisierte die Kleinstlebewesen in deren Innereien. Sein Ziel war es herauszufinden, wie die Mikroorganismen dazu beitragen, Schadstoffe abzubauen. Die Hoffnung hinter der Grundlagenforschung: Es könnte zur Entwicklung neuer Antibiotika und Enzyme führen.

Kulturschock: Schwanger in Deutschland

Schwere Rückkehr

Als er nach seinem zweiten Forschungsaufenthalt wieder nach Nairobi zurück kam, hatte er ein Rückkehrstipendium im Gepäck und genügend Kontakte, um Gelder für eine eigene Forschungsgruppe zusammenzubekommen. Er wollte jetzt in seinem Heimatland etwas in Bewegung setzen. Ein schwieriges Umfeld: Viele halten es nicht aus in Kenia, nachdem sie im Ausland gearbeitet hatten, beobachtet Boga. "Ich wollte mich nicht entmutigen lassen und einfach anpacken." Es habe sich schon vieles gebessert, meint er inzwischen. Die Arbeitsbedingungen seien schon viel besser, die wissenschaftliche Community wachse. Vielleicht werde es eines Tages so, wie er es bei seinen Forschungsaufenthalten in Konstanz und Marburg kennen gelernt hat: "Wenn du in Kenia mit einem Problem fest steckst, dann bist du ganz alleine - in Deutschland gab es immer Kollegen mit ähnlichen Problemen."

Recycle-Hilfe vom Professor

Was er aber bei seiner zweiten Rückkehr fast noch stärker vermisste als den Austausch unter Wissenschaftlern, waren die vielen verschiedenen Mülleimer, die die Deutschen wegen des Recycelns überall aufstellen. "Das geht allen Kenianern so, die aus Deutschland zurückkehren - die laufen mit dem Müll rum und wissen nicht, wo sie ihn hintun sollen." Jetzt setzt er sich selbst für Mülltrennung ein. "Das ist gar nicht so einfach, weil man dafür nicht nur die Mülleimer braucht, sondern auch eine Menge Logistik, die Lagerplätze und die Weiterverarbeitung."

Vier Müllcontainer für Glas, Kunststoff, Papier , Metall (Foto: Fotolia)
Mülltrennung ist in Kenia noch unbekanntBild: Fotolia

Privat zuhause brauche er damit überhaupt nicht anzufangen, aber in seinem College werde jetzt Plastik, Bioabfall und Papier getrennt. "Das Papier verkaufen wir an eine Firma, die Essensabfälle holt ein Schweinezüchter ab, und der Plastikmüll wird von einem Jugendprojekt übernommen, das aus Schweden finanziert wird." Boga steht in engem Kontakt mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau und deren Fakultät für Umwelttechnik. Das deutsche Wissen soll in Kenia für bessere Lebensverhältnisse sorgen. Boga findet, dass das längst überfällig ist: "Das mit dem Müll sollten wir auch endlich mal in den Griff bekommen."