Metropole für jeden Geschmack
Mehrere Millionen Gäste aus aller Welt reisen jährlich nach München – und die meisten kommen zum Marienplatz, der als Zentrum Münchens und damit Bayerns gilt. Mitten auf dem Platz steht die Mariensäule, an der viele Katholiken die Gottesmutter Maria als "Patrona Bavariae" (Schutzheilige Bayerns) verehren, im Osten des Platzes steht das Alte Rathaus, das heute ein Spielzeugmuseum beherbergt. Unübersehbar größte Touristenattraktion ist aber das Neue Rathaus mit seiner reich verzierten Fassade - und insbesondere das Glockenspiel.
Viele Besucher wissen allerdings nicht, dass nur wenige Meter entfernt einer der besten Aussichtspunkte der Stadt ist: Wer dem Neuen Rathaus den Rücken zuwendet, sieht hinter einer Häuserzeile den "Alten Peter" herausragen. Der Turm gehört zur Kirche St. Peter, die vermutlich den Ursprung Münchens bildete.
Exklusive Geschäfte
Der Turmaufstieg über 306 schmale Stufen mit regelmäßigem Gegenverkehr ist nichts für Fußkranke, dafür aber günstiger als eine Maß Bier. Die 56 Meter hohe Aussichtsplattform bietet einen großartigen Rundblick über die Stadt, bei gutem Wetter auch bis 100 Kilometer in die Ferne. Fotografen finden hier außerdem eine hervorragende Perspektive auf Münchens Wahrzeichen, den Liebfrauendom.
In luftiger Höhe kann man schon eine Vorauswahl unter den zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Geschäften der Innenstadt treffen. In unmittelbarer Nähe sind das weltbekannte Hofbräuhaus und das Delikatessengeschäft der Kaffeerösterei Dallmayr, ferner zahlreiche exklusive Fachgeschäfte etwa für Mode, Pralinen und Trockenfrüchte sowie – im Kaufhaus Beck – die größte klassische CD-Abteilung Kontinentaleuropas. Auf alle Fälle einen Besuch wert ist der Viktualienmarkt, auch wenn man nichts kaufen möchte. Mit seiner Auswahl an exquisiten Lebensmitteln von Tropenfrüchten bis zu frischen Nudeln sucht der Markt in Deutschland seinesgleichen.
Viele grüne Flecken
Nicht nur beim Einkaufen hat der Besucher die Qual der Wahl. Schwer fällt auch die Entscheidung, welche der vielen Münchener Kirchen die schönste ist: Liebfrauendom, St. Michael, Asamkirche, Paulskirche? In die engere Wahl gehört zweifellos die Theatinerkirche am Odeonsplatz, in der die bayerischen Könige ihre letzte Ruhe gefunden haben. Zwischen der wuchtigen Feldherrnhalle und einer Kaffeebar könnte man die unauffällig sandfarbene Barockkirche zwar beinahe übersehen. Dafür besticht der vorwiegend in Weiß gehaltene Innenraum mit seinen filigranen Verzierungen und prachtvollem Stuck.
Direkt gegenüber der Kirche beginnt der Hofgarten, an den sich der über drei Quadratkilometer große Englische Garten anschließt. Die beiden Parks im Herzen Münchens sind im Sommer Treffpunkt für Familien, Freizeitsportler und Studenten. Sonnenanbeter finden noch viele andere grüne Flecken in der Stadt, beispielsweise den Olympiapark mit dem Fernsehturm oder die Isaraue, wo sich abends viele Jugendliche treffen. Besonders schön ist der im Westen der Stadt gelegene Schlosspark Nymphenburg mit seinen Kanälen, Teichen, Blumengärten und alten Baumriesen. Das Schloss und die Nebengebäude sind auch bei bewölktem Himmel ein lohnendes Ausflugsziel. Wichtigste Attraktion ist die "Schönheitengalerie" König Ludwigs I. mit 36 Porträts der damals schönsten Münchnerinnen, die der Maler Joseph Karl Stieler 1827 bis 1850 verewigt hat.
Mit dem Tischtuch in den Biergarten
Selbstverständlich bietet die Millionenstadt auch Ausgehmöglichkeiten für jeden Geschmack – Nobelrestaurants und Szenekneipen, gemütliche Cafés und angesagte Discotheken. Wenn es aber ein absolutes Muss für Nicht-Bajuwaren gibt, jedenfalls bei sommerlichem Wetter, dann ist es ein Besuch im Biergarten. Wer dabei an einen Restaurant-Hof mit zwei Tischen denkt, ist schon als Preuße überführt.
Südlich des Weißwurstäquators ist ein Biergarten ein großer Platz mit Bäumen und vielen Tischen, zu dem die Einheimischen oft ihr eigenes Tischtuch oder Speisen von zuhause mitbringen. Meist trägt der Kellner nur die Maßkrüge, alles andere gibt es an der Theke. Viele Biergärten haben auch Tanzböden mit Live-Musik - übrigens nicht nur mit urbayerischer Folklore.
Skurriler Humor und originale Filmkulissen
An Regentagen kann München immer noch mit zahlreichen Theatern, Kinos und Museen aufwarten. Freunde des bayerischen Humors finden beispielsweise im Isartor, ganz in der Nähe des Marienplatzes, das "Valentin-Musäum", das mit skurrilen Exponaten an den Münchener Komiker Karl Valentin und seine Partnerin Liesl Karlstadt erinnert. Wer sich für Kunst interessiert, kommt rund um den Königsplatz auf seine Kosten. In der unmittelbaren Umgebung sind die Glyptothek mit ihren antiken Skulpturensammlungen, die drei Pinakotheken mit Kunstwerken vom Mittelalter bis zur Moderne und das Lenbachhaus mit bedeutenden Werken der Münchener Künstlergruppe "Blauer Reiter", zu der unter anderem Franz Marc, August Macke und Wassily Kandinsky gehörten.
Technikbegeisterte sind im Deutschen Museum richtig, in dem neben beeindruckenden Vorführungen zur Elektrizität historische Autos, Schiffe, Flugzeuge und Musikinstrumente zu sehen sind. Ein schöner Tagesausflug für Familien ist die Bavaria Filmstadt südlich der Stadtgrenze. Neben einer Stuntshow sind dort die Originalkulissen der Romanverfilmung "Das Boot", der Vorabendserie "Marienhof" und von Michael Endes "Unendlicher Geschichte" zu bestaunen.
Weltoffenheit und Traditionsbewusstsein
Aber München ist weit mehr als eine Ansammlung von Ausflugszielen. Wer an die Isar reist, entdeckt den Charme der bayerischen Hauptstadt, die auf verblüffende Weise Weltoffenheit mit Traditionsbewusstsein, Schickeria mit Bodenständigkeit verbindet. Die Sehenswürdigkeiten lassen sich beschreiben – die Stadt muss man einfach erleben.
Autor: Stefan Dietrich
Redaktion: Pia Ann Gram