1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Nach der Visumverweigerung für den Dalai Lama

6. September 2002

- Buddhisten in Burjatien treten in den Hungerstreik

https://p.dw.com/p/2cbJ

Moskau, 2.9.2002, 1700 GMT, TWS, russ.

Nach der Visumverweigerung für den Dalai Lama durch die russischen Behörden schlagen die Emotionen erneut hohe Wellen. In Ulan-Ude kam es zu Vorfällen, die es hier bisher noch nicht gegeben hat. Buddhisten in der Hauptstadt Burjatiens sind in den Hungerstreik getreten.

(Korrespondentenbericht) In Burjatien hat es bislang etwas derartiges noch nicht gegeben. Auch die buddhistische Demut hat ihre Grenzen. Die Anhänger dieser sehr pazifistischen Religion haben beschlossen, sich dem öffentlichen Übel mit Mitteln der Gewalt zu widersetzen, die sie gegen sich selbst richten. Irina Urbanajewa, eine buddhistische Nonne und Dr. phil., lebt bereits seit einer Woche ausschließlich von gekochtem Wasser. Dreißig weitere Buddhisten in Burjatien haben sich dem Hungerstreik angeschlossen.

(Urbanajewa, in ein Megaphon sprechend) Es sind nur wenige von uns hier, aber wir bringen die Gefühle, den Schmerz und die Enttäuschung von Zehntausenden Menschen zum Ausdruck, von den Großvätern und Großmüttern, die in entlegenen burjatischen Dörfern leben.

(Korrespondent) Die Protestierenden sind nicht zum zentralen Platz von Ulan-Ude gekommen, um vor dem Gebäude der burjatischen Regierung einfach nur so dazustehen. Die lokalen Behörden können nicht helfen. Die Buddhisten wollen Moskau auf dieses Problem aufmerksam machen. Die Buddhisten in Russland haben zehn Jahre auf den Besuch gewartet. Und als der Dalai Lama kommen sollte, verweigerte ihm das russische Außenministerium das Visum. Die Buddhisten, die ihren Lehrer treffen wollten, sind bestürzt. Sie haben immer noch die Hoffnung, mit offiziellen Vertretern in Moskau reden zu können, die nicht wünschen, dass die Beziehungen zur chinesischen Regierung wegen der Tatsache leiden, dass der Dalai Lama, das tibetische Oberhaupt, die chinesische Regierung nicht anerkennt. (...)

Die Buddhisten marschierten lange durch die Straßen im Zentrum von Ulan-Ude und riefen immer wieder "Ein Visum für den Dalai Lama!". Hätte eine solche Aktion in Moskau stattgefunden, wären viele von ihnen von der Polizei festgenommen worden. In der burjatischen Hauptstadt trieb sie keiner auseinander, obwohl die Organisatoren der Kundgebung die Behörden noch nicht einmal um ihr Einverständnis gebeten hatten. Die Buddhisten sind in Eile. Sie hoffen, bei den Behörden ein Visum für ihren Lehrer durchsetzen zu könne. Nur dann wollen sie den Hungerstreik beenden. Diejenigen, die der Meinung sind, dass diese Aktionen sinnlos sind, versammeln sich in der benachbarten Mongelei, die nicht fürchtet, dass ein Besuch des Dalai Lama sich auf ihre Beziehungen zu China auswirken könnte. (TS)