documenta-Obelisk in Kassel abgebaut
3. Oktober 2018Die Abbauarbeiten auf dem Kasseler Königsplatz begannen in der vergangenen Nacht gegen 4:30 und waren am Morgen abgeschlossen. Das berichtete die "Hessische Allgemeine". Den ungewöhnlichen Zeitpunkt begründete die Stadt in einer Mitteilung damit, dass die Arbeiten an einem verkaufsfreien und verkehrsruhigen Tag zu weniger Beeinträchtigungen führten und so die größtmögliche Sicherheit gewährleistet gewesen sei. Die Stadt verwies dabei auch auf den abgelaufenen Leihvertrag mit dem US-amerikanisch-nigerianischen Künstler Olu Oguibe.
Seit dem Beginn der documenta 14 im Juni 2017 war der Standort der 16 Meter hohen Steinsäule mit der in vier Sprachen verfassten Aufschrift "Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt" umstritten. Kassel hatte sich nach der documenta dafür entschieden, das Kunstwerk mit Spenden anzukaufen. Kulturdezernentin Susanne Völker und das documenta forum, der Förderverein der Weltkunstausstellung, hatten einen Verbleib auf dem Königsplatz unterstützt. Der im Juli 2017 neu gewählte Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) sowie Denkmalschützer waren dagegen.
Der Künstler reagiert gelassen
Oguibe, 2017 mit dem documenta-Preis ausgezeichnet, erklärte nach Angaben seines Galeristen Alexander Koch, er habe noch nicht alle Hoffnungen in Bezug auf sein Kunstwerk aufgegeben. "Aber wenn der Obelisk nicht in Kassel bleiben sollte, ist es ein Verlust für Kassel, nicht für mich", sagte Oguibe demnach. Er hatte mehrfach erklärt, den Obelisken eigens für den Königsplatz geschaffen zu haben. Die Stadtverordnetenversammlung dagegen hatte sich wiederholt für eine Alternative nahe dem Friedrichsplatz ausgesprochen, etwa 300 Meter vom Königsplatz entfernt.
Auf einen Brief von Oberbürgermeister Christian Geselle an den Künstler gebe es weiter keine Antwort, hieß es weiter. Dem Schreiben sei ein Vertragsentwurf über einen Ankauf und eine Versetzung des Kunstwerks auf die Treppenstraße beigefügt gewesen. Die bisherigen Verträge zwischen der Stadt und Oguibe waren am 30. September ausgelaufen. Die Entscheidung, was künftig mit dem Kunstwerk der vergangenen documenta 14 geschehen soll, obliege nun dem Künstler. Es sei sicher verwahrt. Die Stadt sei auch weiter offen für Gespräche.
Olu Oguibe hatte zunächst 1 Million Euro für sein Werk verlangt, seine Forderung dann auf aber 600.000 Euro reduziert. Eine Spendenaktion zum Ankauf des Kunstwerks hatte schließlich 126.000 Euro eingebracht, was Oguibe akzeptierte. Daran gebunden war allerdings der Verbleib auf dem Königsplatz. Da es bislang keine Einigung mit dem Künstler gebe, werde die Rückzahlung des Geldes veranlasst, erklärte die Stadt.
ka/ (dpa, HNA, Hessenschau)