Nach Pannen-Parteitag wächst Druck auf May
6. Oktober 2017Was Großbritannien jetzt brauche, sei "eine ruhige Führung", erklärte die Regierungschefin und wiederholte damit ihr Mantra vom jüngsten Parteitag in Manchester. Und Theresa May beteuerte erneut, für diese Führung sorge sie selbst, "mit voller Unterstützung des Kabinetts". Sie nutzte einen Besuch in ihrem Wahlkreis Maidenhead dazu, mit einer Erklärung im Fernsehen sämtliche Forderungen nach einem Rücktritt zurückzuweisen.
In der Londoner Presse wird bereits über ihren Sturz bis Weihnachten spekuliert. Ohne Not hatte sie im Sommer ihre konservative Partei in Parlamentswahlen getrieben und dabei die absolute Mehrheit verloren. Der Parteitag der Tories in dieser Woche in Manchester war von einer Serie von Pannen und Zwischenfällen überschattet, ihre Rede hatte kaum überzeugen können.
30 konservative Abgeordnete sollen laut Presseberichten auf einen vorzeitigen Abtritt Mays drängen. Nun bekannte der ehemalige Parteichef Grant Shapps öffentlich, zu dieser konspirativen Gruppe zu gehören, zu der angeblich auch Minister gehörten. In einem BBC-Interview appellierte er an May, eine Neuwahl der Führung anzusetzen. Shapps begründete seine Forderung mit der Wahlpleite im Juni, einer angeblichen Unfähigkeit Mays, das Kabinett zu einen sowie einem schwachen Parteitag.
Kein Nachfolger in Sicht
Dem Komplott zur Absetzung Mays hätten sich sowohl Brexit-Befürworter als auch Gegner angeschlossen, berichtete er. Auch er musste allerdings einräumen, dass es keine einheitliche Meinung über einen Nachfolger gebe. Shapps hatte die Konservativen von 2012 bis 2015 geführt.
Um eine Neuwahl der Tory-Spitze zu beantragen, müssten sich mindestens 48 konservative Abgeordnete an einen entsprechende Parteiausschuss wenden. Mehrere Kabinettsmitglieder versicherten May ihrer Unterstützung, so etwa Innenministerin Amber Rudd und Umweltminister Michael Grove.
Corbyn der lachende Dritte?
In Partei und Regierung befürchten viele eine weitere Konfrontation im bürgerlichen Lager mitten in der Auseinandersetzung um den bevorstehenden EU-Austritt. Zudem sorgen sich viele Konservativen, dass nach Neuwahlen der zuletzt immer beliebtere Chef der Labour-Opposition, Jeremy Corbyn, Premierminister werden könnte.
Das britische Pfund fiel an diesem Freitag nach den Berichten über eine beginnenden Revolte gegen May zunächst auf den niedrigsten Stand zum Dollar innerhalb eines Monats.
SC/myk (rtr, afpe, Guardian, CNN)