Johnson-Nachfolge: Sunak vergrößert Vorsprung
19. Juli 2022In Großbritannien lichtet sich das Feld für die Nachfolge von Premierminister Boris Johnson weiter. In der vierten Runde der Abstimmung der konservativen Abgeordneten, bei der jeweils der Kandidat mit den wenigsten Stimmen ausscheidet, traf es am Dienstagnachmittag die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte Kemi Badenoch. Die bislang kaum in Erscheinung getretene Abgeordnete hatte sich am rechten Rand der Tory-Partei positioniert.
Bereits am Montagabend war der Außenpolitiker Tom Tugendhat ausgeschieden, obwohl er nach seinem Auftritt bei einer Fernsehdebatte hohe Zustimmungswerte beim Publikum erzielt hatte.
Nun sind noch drei Bewerber im Rennen: Außenministerin Liz Truss, Handelsstaatssekretärin Penny Mordaunt und Ex-Finanzminister Rishi Sunak, der seinen Vorsprung vor den anderen Kandidaten ausbaut - und schon als beinahe gesetzt gilt für die Endrunde.
Am Ende entscheidet die Basis
Die verbliebenen Kandidaten sollen sich am Mittwoch einer letzten Abstimmungsrunde in der Fraktion stellen. Der oder die Letztplatzierte fliegt raus.
Nach dem 21. Juli sollen dann die 200.000 Mitglieder der Partei per Briefwahl unter den beiden über den zukünftigen Vorsitzenden entscheiden. Das Ergebnis wird am 5. September bekanntgegeben. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin Johnsons als Vorsitzender der konservativen Partei steht automatisch an der Spitze der Regierung, da die Tories die größte Partei im Unterhaus sind.
Angst um das Ansehen der konservativen Partei
Vor wenigen Tagen erst hatte es eine Fernsehdebatte der bis dahin noch fünf Bewerber gegeben. Einer Blitzumfrage des Institutes Opinium zufolge hatte sich Tugendhat dabei am besten geschlagen.
Beim zweiten Fernseh-Rede-Duell am Sonntag ging es dann sehr hitzig zu. Die Kandidaten griffen sich gegenseitig persönlich an. Daraufhin wurde eine eigentlich noch geplante dritte Fernsehdebatte abgesagt - Abgeordnete der regierenden Tories hatten befürchtet, durch den öffentlichen Streit der Bewerber könne das Ansehen der Partei Schaden nehmen.
Premier Johnson war am 7. Juli durch eine parteiinterne Revolte gegen seine viel kritisierte Amtsführung zum Rücktritt als Parteivorsitzender gezwungen worden, was auch das Aus für sein Regierungsamt bedeutete. Er will aber noch bis zur Bestimmung des Nachfolgers Premierminister bleiben.
rb/AR/uh (rtr, afp, dpa)