Nachhaltigkeit entdecken
19. Juli 2012Mary hält ein großes Bild in der Hand, sie schaut es sich an und reicht es dann weiter an Luca, der neben ihr sitzt. Auf dem Bild ist ein Kind mit einem großen Metalleimer auf dem Kopf. "Was seht ihr auf dem Foto?", fragt Christiane Brunner. Sie ist Erzieherin im Kindertagesheim St. Marien, im Zentrum von Hamburg. "Einen Jungen, der Wasser trägt", antwortet Lara. Die Kinder gehören zu den Vorschülern des Kindergartens. Diesen Sommer kommen sie in die Schule.
Seit Anfang des Jahres befassen sie sich mit dem Thema Wasser. Ganz spielerisch und kindgerecht. "Wir versuchen, das Thema aus verschiedenen Blickwinkel zu betrachten", sagt Brunner. Dafür ist sie mit der Gruppe extra zur nahe gelegenen Alster gegangen, sie haben dort den Wellenlauf beobachtet und verschiedene Experimente gemacht.
Zusammenhänge entdecken
"Wir möchten, dass die Kinder Zusammenhänge, wie etwa hier rund um das Thema Wasser, entdecken", sagt Ralf Thielebein. Der Geschäftsführer der Umweltstiftung "Save our Future" (S.O.F.) sitzt im Kreis der Vorschüler auf dem Fußboden. Es sei spannend für Kinder, wenn sie erleben, dass Wasser Lebensraum für Tiere oder auch Transportweg ist. "Wenn sie lernen, dass Wasser auf vielfältige Weise Voraussetzung für Leben ist, können sie beginnen, es zu wertschätzen."
Gemeinsam überlegen die Kinder gerade, warum Menschen in Afrika weit laufen müssen, um sauberes Wasser zu holen. Für sie ist es unvorstellbar, dass es keinen Wasserhahn gibt. "Dann kauf ich mir einen neuen im Laden", löst Gianluca das Problem.
Henne Berta zeigt was Nachhaltigkeit ist
Mit dem Projekt KITA21 will S.O.F. Nachhaltigkeitsthemen in die Kindergärten bringen. Erneut wurde das Projekt von der Deutschen UNESCO-Kommission als Maßnahme der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" ausgezeichnet. "Es geht dabei um zukunftsrelevante Themen. Das sind Themen, die uns im Alltag begegnen, da geht es zum Beispiel um Energie, aber auch um Konsumverhalten", sagt Thielebein. Kindern werden mit einfachen, aber eindrucksvollen Mitteln die Zusammenhänge für nachhaltiges Handeln deutlich gemacht. Ein Beispiel: Die Henne Berta. Bei diesem Projekt setzen sich Kinder mit dem Huhn auseinander, lernen es als Nutztier kennen. Dabei gehe es einerseits um wirtschaftliche Aspekte, so Thielebein, aber auch darum, dass Menschen einen Einfluss darauf hätten wie dieses Huhn lebe: "Das ist uns wichtig zu vermitteln".
KITA21 kommt nach China
Seit vier Jahren bietet die S.O.F. Fortbildungen für Pädagogen an, in denen diese sich vor allem selbst mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen. "Dann fangen die Erzieher an, anders über die Dinge zu denken und sie zu reflektieren", erklärt Thielebein. Das nötige Wissen und Potential, die Themen kindgerecht und kreativ umzusetzen, brächten die Erzieher bereits in hohem Maße mit, die Seminare seien daher mehr eine Plattform zum Ideenaustausch.
Auf Anfrage der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, GIZ, soll die S.O.F. bald auch in China solche Fortbildungen anbieten. Dazu war Thielebein bereits eine Woche vor Ort, hat sich Kindergärten angeschaut, mit Erziehern gesprochen und pädagogische Fachschulen besucht. Dabei habe er zu seinem Erstaunen festgestellt, dass dort bereits ein sehr großes Bewusstsein zum Thema Nachhaltigkeit vorhanden sei. Dafür fehle es an kreativen Ideen, dieses den Kindern auch zu vermitteln.
Egal, ob in Kindergärten in Deutschland oder in China. Thielebein ist sich sicher, mit dem Projekt KITA21 viel bewegen zu können. "Denn die Grundlagen für nachhaltiges Handeln werden bereits im Kindesalter gelegt."