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Nachhaltig im Handwerk

Janine Albrecht26. Juli 2012

Eine Hamburger Berufsschule schickt ihre Schüler für Kooperationsprojekte nach Mosambik. Dort lernen die Schüler den Umgang mit einfachem Werkzeug. Und den Blick über den kulturellen Tellerrand.

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Lehrer Rainer Maehl, der den Verein Forum zum Austausch zwischen den Kulturen an der Gewerbeschule G6 in Hamburg gegründet hat, während eines Aufenthaltes in Mosambik. er erklärt zwei mosambikanischen Schülern, eine aus Deutschland mitgebracht Maschine (Foto: Forum zum Austausch zwischen den Kulturen)
Kulturaustausch Lehrer Rainer MaehlBild: Forum zum Austausch zwischen den Kulturen

Die Schüler der Hamburger Gewerbeschule G 6 stehen in einem der Maschinenräume ihrer Schule, eine Tischkreissäge kreischt auf. Im ersten Lehrjahr steht für die angehenden Tischer neben der Funktion der Geräte auch das Thema Arbeitssicherheit auf dem Stundenplan. Sie alle tragen hier im Maschinenraum an der Tischkreissäge selbstverständlich einen Gehörschutz. Etwas, das es in mosambikanischen Werkstätten nicht gibt. Noch wissen die Hamburger Schüler das nur vom Hörensagen, von ihren Schulkameraden, die schon in Mosambik waren. In einem Jahr werden sie selbst für vier Wochen nach Afrika gehen.

Seit zehn Jahren schickt die Hamburger Gewerbeschule G 6 ihre Schüler regelmäßig nach Mosambik. Dort arbeiten sie mit mosambikanischen Schülern an gemeinsamen Projekten, bauen beispielsweise Tischkicker, Hobel oder einen Spielplatz. Später kommen die Gastgeber dann zum Gegenbesuch nach Hamburg. Organisiert werden die gegenseitigen Besuche vom Verein "Forum zum Austausch zwischen den Kulturen", den der Lehrer Rainer Maehl 2001 an der Hamburger Gewerbeschule ins Leben gerufen hat.

Berufsschülerin Marina Turow während des Unterrichts in Hamburg (Foto: Forum zum Austausch zwischen den Kulturen)
Berufsschülerin Marina Turow wird im nächsten Jahr zum Austausch nach Mosambik gehenBild: DW/J.Albrecht

"Sie kommen mit einem anderen Bewusstsein zurück"

Dass seine Schüler zum Helfen nach Mosambik gehen, das hat ihnen Rainer Maehl aber längst ausgeredet. Seinem Verein liegt etwas anderes am Herzen. "Uns geht der traditionelle Begriff von Nachhaltigkeit nicht weit genug", sagt Maehl. Es sei zwar wichtig, den Schülern beizubringen, wie sie Ressourcen schonen und ihre Produkte energieeffizient herstellen. Doch ebenso wichtig sei es, dass sich die eigene Wahrnehmung verändere. "Wenn unsere Schüler nach Mosambik gehen, dann müssen sie dort vollständig umdenken. Sie müssen unter ganz einfachen Fertigungsbedingungen arbeiten und kommen dann mit einem veränderten Bewusstsein zurück", erklärt Maehl.

Mosambikaner und Deutsche betreten Neuland

Der Verein "Forum zum Austausch zwischen den Kulturen" will in Mosambik keine Entwicklungshilfe zu leisten. Die Berufsschüler beider Länder sollen sich über das Handwerk auf Augenhöhe begegnen und voneinander lernen, so Maehl. Deshalb werden Projekte gewählt, für die beide Seiten Neuland betreten.

Der Bau eines Spielplatzes in Inhambane im Südosten Mosambiks ist so ein Beispiel. Die Hamburger Schülerin Laura Walter, die 2011 dabei war, erinnert sich daran, dass die mosambikanischen Schüler ihr beim Spielplatzbau in einigen Bereichen voraus waren. Denn in Mosambik beherrscht ein Tischler auch Arbeiten, die in Deutschland ein Zimmermann macht: "Wir haben auf dem Spielplatz eine Seilbahn gebaut. Die Holzkonstruktion war wie die von einem Fachwerkhaus, bei dem die Balken ineinandergreifen. Das hätte ich vorher nicht gekonnt."

Rainer Maehl baut mit einem mosambikanischen Schüler die Startposition für eine Spielplatz-Seilbahn (Foto: Forum zum Austausch zwischen den Kulturen)
Lehrer Rainer Maehl baut mit einem Schüler eine Spielplatz-SeilbahnBild: Forum zum Austausch zwischen den Kulturen

Kalte Dusche und Hühnerfüße im Eintopf

Und noch etwas war völliges Neuland für die deutschen Schüler: die Lebensbedingungen in Mosambik. Etwa kein warmes Wasser für die morgendliche Dusche oder Hühnerfüße im Eintopf. "Da lernen sie dann, dass die Abfälle unserer Kultur bei anderen im Kochtopf landen", sagt Rainer Maehl.

Erst einmal an die eigene Nase fassen

Neben handwerklichen und kulturellen Erfahrungen habe sie aber vor allem gelernt, dass dort niemanden geholfen werden müsse, sagt Laura Walter. "Wir denken immer, wir müssen denen etwas erklären. Dabei könnten wir erst einmal in Deutschland schauen, wo wir Ressourcen verschwenden, die den Menschen in anderen Ländern weggenommen wurden."

Die Fassade der Gewerbeschule G 6 in Hamburg (Foto: Forum zum Austausch zwischen den Kulturen)
An der Hamburger Gewerbeschule G 6 wird im Unterricht ressourcenschonend produziertBild: DW/J.Albrecht