Duda Wahlsieger in Polen
26. Mai 2015Alle Umfragen vor der Wahl hatten ein deutlich knapperes Ergebnis erwarten lassen. Die auf Nachwahlbefragungen beruhenden ersten Prognosen sehen den nationalkonservativen Herausforderer Andrzej Duda (Artikelbild mit Frau und Tochter) mit rund 52 Prozent der Stimmen als Wahlsieger. Vor der Wahlkampfzentrale in Warschau brachen unzählige Menschen bei Bekanntgabe der Prognose in Jubelrufe aus und skandierten Dudas Namen. Der liberalkonservative Amtsinhaber Bronislaw Komorowski kam demnach auf rund 48 Prozent.
Komorowski gestand seine Wahlniederlage umgehend ein und gratulierte Duda. "Die Einwohner eines freien und demokratischen Polens haben es so entschieden. Deshalb gratuliere ich meinem Kontrahenten."
Die Wahlbeteiligung lag nach ersten Informationen bei 55,5 Prozent und damit deutlich über dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen. Das offizielle Endergebnis der Abstimmung über das künftige Staatsoberhaupt wird nicht vor Montagabend erwartet.
Der Wahlausgang dürfte auch erste entscheidende Weichen für die Parlamentswahl im Herbst stellen. Während Amtsinhaber Komorowski von der liberalkonservativen Regierungspartei Bürgerplattform (PO) unterstützt wurde, war Duda der Kandidat der nationalkonservativen Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die im Herbst auf einen Machtwechsel hofft.
Obwohl die Stichwahl um 21.00 Uhr MESZ regulär beendet war, mussten die Polen noch bis zum späten Sonntagabend auf die ersten Prognosen warten. Nach dem Tod einer Frau in einem Wahllokal in der schlesischen Gemeinde Kowale wurde die Wahl dort bis 22.30 Uhr verlängert. Die staatliche Wahlkommission ordnete deshalb an, dass keine Prognosen veröffentlicht werden durften, bis auch dieses letzte Wahllokal geschlossen haben würde.
Vor der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen hatte alles auf eine Wiederwahl Komorowskis hingedeutet. Dann aber hatte der 43-jährige Duda überraschend von allen elf Kandidaten die meisten Stimmen erhalten, eine absolute Mehrheit jedoch verfehlt. Der 62 Jahre alte Amtsinhaber Komorowkski war nur auf den zweiten Platz gekommen.
Der Jurist und Europaparlamentarier Duda, der für die meisten Polen zu Beginn des Wahlkampfs ein Unbekannter war, hatte im Wahlkampf vor allem soziale Verbesserungen in Aussicht gestellt, auch wenn die Sozialpolitik nicht zum Kompetenzbereich des polnischen Präsidenten gehört. Dennoch versprach er steuerliche Erleichterungen insbesondere für kinderreiche Familien, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Absenkung des Renteneintrittsalters. Der Präsident hat in Polen überwiegend repräsentative Aufgaben.
qu/sti (dpa, rtr, afp)