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Kampfeinsatz erwünscht

29. Januar 2008

Die NATO hat bei der Bundesregierung um die Entsendung einer schnellen Eingreiftruppe in den Norden Afghanistans gebeten. Noch gibt es keinen Entschluss. In Bundeswehr und Bundestag gilt die Zusage aber als sicher.

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Verteidigungsminister Jung in Kabul (29.01.2008, AP)
Verteidigungsminister Jung untersützt NATO-ForderungBild: AP
Die Anfrage der NATO sei eingegangen, bestätigte ein Sprecher Verteidigungsministeriums am Dienstag (29.01.2008) in Berlin.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung, der am Dienstag zu einem Überraschungsbesuch in Afghanistan eingetroffen ist, hat die Entsendung eines deutschen Kampfverbandes in den Norden des Landes gerechtfertigt. Zu den Aufgaben der Soldaten zählten neben Schützen und Helfen auch heute schon das Kämpfen, sagte Jung in Kabul. Einsatz innerhalb des bestehenden Mandats
Die bisher von Norwegen gestellte so genannte "Quick Reaction Force" unterstützt die im Norden Afghanistans eingesetzten Nato-Truppen, die die Bundeswehr führt. Deutschland soll die Eingreiftruppe im Sommer übernehmen, wenn Norwegen seine Soldaten der schnellen Eingreiftruppe abzieht. Anfang Februar will die Bundesregierung über die Entsendung der Sondertruppe, die bei Unruhen, Zugriffen und zum Schutz von Konvois eingesetzt werden soll, entscheiden. Diese offizielle Bitte der NATO war seit einigen Wochen erwartet worden. Die Bundesregierung hatte bisher betont, der Einsatz unterscheide sich nicht grundsätzlich von der bisherigen Aufgabe der deutschen Soldaten. Der Einsatz könne innerhalb des vom Bundestag beschlossenen Afghanistan-Mandats stattfinden. Jung weist Kritik des Bundeswehrverbands zurück
Franz Josef Jung in Kabul (29.01.2008, AP)
Franz Josef Jungs Besuch aus Sicherheitsgründen geheim gehaltenBild: AP
Jung kritisierte in Kabul Aussagen von Bundeswehrverband-Chef Bernhard Gertz, der in drastischen Worten vor einer völlig neuen Qualität des Einsatzes gewarnt hatte. "Ich hoffe, es geschieht nicht aber wir müssen damit rechnen, dass nach einem solchen Kampf auch Kameraden in Holzkisten zurück kommen", hatte Gertz der Zeitung "BZ am Sonntag" gesagt. Jung wies Äußerungen in diesem Stil zurück. Der Einsatz am Hindukusch sei immer schon mit Risiken für Leib und Leben der Soldaten verbunden gewesen. Der Einsatz sei aber ein wichtiger Beitrag für den Frieden und die Stabilität, sagte der CDU-Politiker. Berichte über Ausrüstungsmängel der Bundeswehr mit Blick auf eine Übernahme der schnellen Eingreiftruppe wies Jung als absurd zurück. Die deutschen Soldaten seien gut ausgebildet und ausgerüstet, betonte er. Jung hatte sich am Vormittag in Kabul auch mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai getroffen. Kanada fordert Truppenverstärkung im Süden Afghanistans Erst am Montagabend hatte der kanadische Regierungschef Stephen Harper der NATO die Fortsetzung des Militäreinsatzes im Süden Afghanistans in Frage gestellt. Für eine Verlängerung des Einsatzes über Februar 2009 hinaus müssten "Partner" in der südlichen Provinz Kandahar und bessere Ausrüstung für die rund 2500 kanadischen Soldaten bereitgestellt werden, sagte er. Harper verwies auf die Empfehlungen einer unabhängigen Kommission, die sich unter diesen Auflagen für die Fortsetzung des Einsatzes ausgesprochen hatte. Die Kommission unter Leitung des ehemaligen Vize-Regierungschefs John Manley hatte vergangene Woche empfohlen, das Mandat für den Einsatz nur dann über Februar kommenden Jahres hinaus zu verlängern, wenn die NATO den Kanadiern Truppenunterstützung zur Verfügung stelle. Das Mandat der deutschen Bundeswehrsoldaten in Afghanistan gilt derzeit nur für den vermeintlich ruhigeren Norden des Landes. Dort sind mehr als 3000 deutsche Soldaten stationiert. Insgesamt sind in Afghanistan rund 42.000 Soldaten unter dem Kommando der NATO im Einsatz. (vem)