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Mordfall Nemzow: Zweifel an islamistischem Motiv

9. März 2015

Gut eine Woche nach dem Mord an Oppositionspolitiker Nemzow präsentierten die russischen Ermittler fünf Islamisten als tatverdächtig. Die Opposition hat Zweifel.

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Blumen am Ort des Mordes in Sichtweite des Kremls /Foto.dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Die Nonsens-Theorie der Ermittler über islamistische Motive beim Mord an Boris Nemzow nutzt dem Kreml und nimmt Präsident Wladimir Putin aus der Schusslinie", erklärte der Oppositionspolitiker Ilja Jaschin in Moskau. Er forderte die Ermittler auf, Putin "als Zeugen" zu vernehmen. "Ich kann ihn nicht direkt beschuldigen, aber es ist offenbar, dass die Hintermänner in den Machtstrukturen zu suchen sind", sagte Jaschin, der neben Nemzow Co-Vorsitzender der Liberalen Partei war.

Angeblich erstes Geständnis

Nemzow war am 27. Februar in Moskau auf offener Straße erschossen worden. Am vergangenen Wochenende nahm die russische Polizei fünf Männer aus dem islamisch geprägten Nordkaukasus fest. Einer der Verdächtigen, Saur Dadajew, soll eine Beteiligung an der Tat gestanden haben. Es handelt sich um einen ehemaligen Offizier aus Tschetschenien.

Der tschetschenische Republikchef Ramsan Kadyrow bezeichnete den Verdächtigen als "tiefgläubigen Menschen" und "echten Patrioten". Wie alle Muslime sei er über die Mohammed-Karikaturen in der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" schockiert gewesen. Kadyrow regiert, unterstützt von der Führung in Moskau, Tschetschenien mit harter Hand.

Islamistische Terroristen hatten im Januar wegen Mohammed-Karikaturen die Redaktion von "Charlie Hebdo" überfallen und zwölf Menschen getötet. Nemzow hatte seine Solidarität mit der Zeitschrift bekundet.

Saur Dadajew, der Hauptverdächtige im Mordfall Nemzow (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/T. Makeyeva

Die Mutter des Hauptverdächtigen Dadajew bezeichnete ihren Sohn als unschuldig. Er werde von Unbekannten für deren Ziele missbraucht. Aimani Dadajew sagte der Agentur Reuters am Telefon, ihr Sohn habe zwölf Jahre für sein "sogenanntes Vaterland" gekämpft und dafür zahlreiche Orden bekommen. Nun instrumentalisierten die Behörden ihren Sohn. "Ich will nicht, dass irgendjemand uns für seine eigenen Zwecke benutzt", sagte Dadajews Mutter unter Tränen.

Berlin fordert umfassende Aufklärung

In Berlin forderte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes von der russischen Regierung die Einhaltung rechtstaatlicher Standards und einen umfassenden Aufklärungswillen. Es dürfe keinen Zweifel daran geben, dass der Fall Nemzow vollständig und transparent aufgeklärt werde.

wl/sti (dpa, rtr, afp)