Neuanfang im DFB-Team: Gewinner und Verlierer
Gleichzeitig mit seiner WM-Analyse veröffentlicht Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader für die kommenden Spiele. Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer im DFB-Dress? Und wer ist zwar dabei, spielt aber auf Bewährung?
Sami Khedira
Bei der WM 2014 noch so unverzichtbar, dass Löw ihn trotz Verletzung in den Kader aufnahm, hat sich der Mittelfeldspieler von Juventus Turin in den vergangenen Monaten und bei der Weltmeisterschaft in Russland ein wenig ins Abseits gespielt. Folgerichtig saß er im zweiten WM-Spiel gegen Schweden draußen. Nun sollen andere, jüngere Spieler seinen Platz einnehmen.
Leroy Sane
Vor der WM noch kurzfristig aussortiert, darf sich der schnelle Flügelstürmer als einer der Gewinner der Weltmeisterschaft fühlen. Löw wird im neuen Zyklus auf ihn setzen. Allerdings muss Sane zeigen, dass er auch im DFB-Dress zu herausragenden Leistungen in der Lage ist. Seine bisherigen Länderspiele waren eher mau. Auch bei Manchester City saß der 22-Jährige zuletzt meist auf der Bank.
Julian Brandt
Mit seinen zwei Pfostenschüssen und dem frischen Wind, den er als Joker bei der WM reinbrachte, hat der Leverkusener auf sich aufmerksam gemacht. Bei der Werkself hat er in der vergangenen Saison eine Entwicklung gemacht: vom Mitläufer zum Führungsspieler. Nun wird er auch im DFB-Team zum Stamm gehören. Brandt spielt so, wie es Löw gefällt: eher mit feiner Klinge als mit der Brechstange.
Julian Draxler
Anders als sein Namensvetter aus Leverkusen konnte sich Julian Draxler zuletzt nicht aufdrängen - bei der WM nicht und durch gute Leistungen bei seinem Klub Paris St. Germain auch nicht. Der Ex-Schalker ist ein Wechselkandidat, er sollte nach Sevilla, den Spaniern war er aber zu teuer. Kommt er wieder zurück in die Spur und übernimmt auch im DFB-Team eine prägende Rolle? Das Zeug dazu hat er.
Marco Reus
Prägend wird definitiv Marco Reus sein. Der Dortmunder ist einer der Spieler, um die herum Löw seine neue Mannschaft strickt. Wegen seiner vielen Verletzungen in der Vergangenheit war die WM in Russland erst das zweite große Turnier für den BVB-Kapitän. Reus ist heiß auf mehr und will unbedingt dabei mithelfen, dass die Nationalmannschaft demnächst weitere Titel sammelt.
Thilo Kehrer
Der 21-jährige Ex-Schalker ist einer der Spieler, die bei Löw die Chance bekommen, sich in den kommenden Jahren zur festen Größe im DFB-Trikot zu entwickeln. Kehrer war in der abgelaufenen Bundesliga-Saison Schalkes zweitbester Zweikämpfer hinter Routinier Naldo. Das Training beim neuen Klub Paris St. Germain mit den Superstars und unter Thomas Tuchel wird den Rohdiamanten weiter veredeln.
Sandro Wagner
Der Schuss ging wohl nach hinten los: Nach seiner Nichtnominierung zur WM trat der Bayern-Stürmer aus dem DFB-Team zurück und zerbrach dabei so viel Porzellan, dass eine Rückkehr wohl ausgeschlossen ist. Dabei wäre im Angriff die Stelle als Mittelstürmer Nummer eins frei. Mario Gomez ist zurückgetreten und die Gattung Stoßstürmer in Deutschland selten. Schade!
Nils Petersen
Die "Lücke", die Sandro Wagner hinterlässt, darf nun der Freiburger füllen, den Löw vor der WM noch aus dem vorläufigen WM-Kader aussortierte. Petersen wird zwar keine tragende Funktion als Stammspieler einnehmen, aber als Joker eine wichtige Position haben. Die bescheidene und zurückhaltende Art Petersens macht den Angreifer des SC Freiburg zum perfekten Mann für die Rolle.
Sebastian Rudy
Zumindest momentan ist der Neu-Schalker zu den Verlierern zu zählen. Rudy war in der Vergangenheit immer einer der Spieler, die Löw schätzte und gerne nominierte. Rudy ist vielseitig einsetzbar. Allerdings hat der Bundestrainer angekündigt, das Spiel solle künftig wieder schneller und direkter werden - und da fällt der Ex-Münchener, der mit 28 Jahren nicht mehr ganz jung ist, durch das Raster.
Mario Götze
Auf der Schattenseite des Erfolges ist Mario Götze schon längere Zeit unterwegs. Der Siegtreffer im WM-Finale 2014 wird wohl der letzte schöne Moment im Nationaldress bleiben. Zwar sagte Löw, Götze habe das Potential und er werde weiter beobachtet. Aber wer Löw kennt, der ahnt, dass sich der Bundestrainer wohl lediglich scheut, offen zu sagen, dass für den BVB-Profi Schluss ist beim DFB.