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Neue Allianzen

Dirk Eckert26. November 2008

Während die USA an ihrem Embargo gegen Kuba festhalten, besucht Russlands Präsident Medwedew das Land, um seine Kontakte nach Lateinamerika auszubauen. Auch Kuba sucht neue Freunde neben seinem Verbündeten Venezuela.

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Kubanische Flagge (Quelle: AP)
Politiker aus China und Russland sind wieder häufiger in Kuba anzutreffenBild: AP

Gerade war Hu Jintao da. Und nach dem chinesischen Präsidenten kommt nun Dmitri Medwedew. Am Donnerstag (27.11.2008) wird der russische Präsident auf der Karibikinsel erwartet. Auf Kuba geben sich ausländische Staatschefs zurzeit die Klinke in die Hand.

Kuba baut Beziehungen aus

Hugo Chavez, Fidel und Raul Castro (Quelle: AP)
In trauter Eintracht, jedenfalls solange Fidel dabei ist: Hugo Chavez und Raul CastroBild: AP

"Kuba versucht, seine außenpolitischen Beziehungen zu diversifizieren", sagt Susanne Gratius, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung FRIDE. Wirtschaftlich bleibe Venezuela mit seinen Öllieferungen wichtig. Aber das Verhältnis zwischen beiden Ländern gilt als kühler, seit Raul Castro Staats- und Parteichef in Kuba ist, der kein so gutes Verhältnis zu Venezuelas Präsident Hugo Chavez haben soll wie sein zurückgetretener Bruder Fidel Castro.

So ist China schon heute der zweitgrößte Handelspartner Kubas nach Venezuela mit einem Handelsvolumen von mehr als zwei Milliarden Euro. Bei seinem Besuch in Kuba sagte der chinesische Präsident Hu Jintao außerdem zu, Kuba mehr als 55 Millionen Euro Kredit zu gewähren als Hilfe, um die jüngsten Hurrikanschäden zu beseitigen. Außerdem schlossen beide Länder ein Abkommen über den Verkauf von kubanischem Nickel und Zucker nach China.

Das "Tor nach Lateinamerika"

Hu Jintao und Fidel Castro (Quelle: AP)
Zu Besuch bei einer Revolutionslegende: Chinas Präsident Hu Jintao und Fidel CastroBild: AP

Aber auch Russland und China wollen von ihren Beziehungen zu Kuba profitieren. "Für beide Länder ist Kuba das Tor nach Lateinamerika", sagt Gratius. Schließlich könnten Russland und China auf langjährige Beziehungen zum sozialistischen Kuba zurückblicken. "Kuba hat als einziges Land jahrelang Verbindungen zu China und Russland gehabt", sagt sie.

Kontakte zu anderen Staaten in Südamerika müssen dagegen erst noch geknüpft werden. So flog der chinesische Präsident Hu Jintao von Kuba aus weiter nach Peru, um dort ein Freihandelsabkommen abzuschließen. China sucht in Lateinamerika Rohstoffe und braucht den Kontinent als Absatzmarkt für seine Industrie

Russland: Rückkehr einer Weltmacht

Revolutionsfeier (Quelle: AP)
46 Jahre dem Embargo getrotzt: Anhänger der kubanischen RevolutionBild: AP

Erklärtes Ziel der russischen Außenpolitik ist es, "privilegierte Beziehungen" zu Lateinamerika zu entwickeln, wie Medwedew am Montag in Peru sagte. Kuba ist deshalb nur eine Station auf einer größeren Lateinamerika-Reise von Medwedew. Zuvor war der russische Präsident in Peru, Venezuela und Brasilien.

Russland arbeitet auf diese Weise daran, seine Position als Weltmacht wiederherzustellen, beziehungsweise den Einfluss der USA zurückzudrängen. Lateinamerika, so sagte der russische Premierminister Wladimir Putin, ist ein "wichtiges Glied in der Entwicklung zu einer multipolaren Welt". So trafen kurz vor der Ankunft von Medwedew in Caracas russische Kriegsschiffe unter Führung des atomar angetriebenen Raketenkreuzers "Peter der Große" in Venezuela ein. Voraussichtlich am 1. Dezember soll ein gemeinsames Manöver stattfinden.

USA: Im Abseits durch das Embargo

Wladimir Putin und Dmitri Medwedew (Quelle: DPA)
Wladimir Putin und Dmitri Medwedew sehen Lateinamerika als "Baustein einer mulipolaren Welt"Bild: picture-alliance/ dpa

Vor der kubanischen Küste, im Golf von Mexiko, wollen russische Ölgesellschaften nun nach Öl bohren. Kurz vor dem Besuch von Medwedew sagte der russische Botschafter in Kuba, Michail Kamynin, die Ölgesellschaften wollten auch beim Bau von Lagertanks für Rohöl helfen und bei der Modernisierung der Ölpipelines helfen. Und solange die USA ihr Embargo gegen Kuba nicht aufheben, hat Russland hier gute Chancen.

Dabei fordern selbst kubanische Dissidenten die Aufhebung der nun seit 46 Jahren andauernden Blockade. Mit einer schnellen Aufhebung sei aber trotzdem nicht zu rechnen, sagt Gratius. Eher werde der neue US-Präsident Barack Obama die Verschärfungen der Bush-Ära wieder aufheben, so dass Reisen und Geldüberweisungen nach Kuba wieder leichter werden. "Wahrscheinlich wird das Embargo langsam aufgeweicht", vermutet Gratius.