Weitere Anschuldigungen gegen Brett Kavanaugh
25. September 2018Erst bezichtigt ihn die Professorin Christine Blasey Ford der sexuellen Gewalt, nun erhebt eine zweite Frau, Deborah Ramirez, Anschuldigungen gegen den Richter Brett Kavanaugh (Artikelbild). Der 53-jährige für den Supreme Court soll sie vor vielen Jahren sexuell belästigt haben: Die frühere Kommilitonin Kavanaughs von der Universität Yale sagte dem Magazin "The New Yorker", Kavanaugh habe sich Anfang der 1980er Jahre bei einer Studentenparty im Beisein von anderen plötzlich vor ihr ausgezogen und ihr seinen Penis ins Gesicht gestreckt.
Der Vorfall von damals habe sie lange verstört, sagte die 53-Jährige dem "New Yorker" und betonte: "Es war mir peinlich, ich habe mich geschämt und gedemütigt gefühlt." Damit heute an die Öffentlichkeit zu gehen, falle ihr schwer. Sie hoffe aber, dass ihre Geschichte auch jene von Ford stütze.
Kavanaugh freut sich auzusagen
Kavanaugh wies Ramirez' Vorwürfe - wie schon jene von Christine Blasey Ford - umgehend zurück. In einer schriftlichen Stellungnahme bezeichnete er die Vorwürfe als Verleumdung und erklärte: "Dieser angebliche Vorfall vor 35 Jahren hat nicht stattgefunden." Er freue sich darauf, am Donnerstag vor dem US-Senat zu den Anschuldigungen auszusagen und seinen "guten Namen" zu verteidigen.
Doch es kommt noch eine weitere Anschuldigung hinzu. Der Anwalt der Porno-Darstellerin Stormy Daniels, Michael Avenatti, twitterte, er vertrete eine weitere Frau, die "glaubwürdige Informationen" gegen Kavanaugh und dessen Schulfreund Mark Judge habe. Es gehe dabei um Hauspartys Anfang der 80er Jahre, bei denen Kavanaugh, Judge und andere daran beteiligt gewesen seien, Frauen mit Alkohol abzufüllen oder unter Drogen zu setzen, damit diese Frauen dann von mehreren Männern hintereinander missbraucht werden konnten.
Der US-Senat müsse Kavanaugh dazu befragen, forderte Avenatti - ohne seine Anschuldigungen zu untermauern und ohne zu erklären, welche Rolle Kavanaugh bei alldem genau gespielt haben soll. Avenatti erklärte lediglich vage, in den kommenden Tagen werde er dem Senatsausschuss und der Öffentlichkeit Belege präsentieren.
Avenatti vertritt die Porno-Darstellerin Daniels, die mit bürgerlichem Namen Stephanie Clifford heißt und die behauptet, 2006 mit Donald Trump Sex gehabt zu haben. Clifford liefert sich - vertreten durch Avenatti - heftige juristische Kämpfe mit dem Präsidenten in dieser Frage. Trump bestreitet die Affäre. Der US-Präsident war in der Vergangenheit selbst mit Vorwürfen konfrontiert, er habe mehrere Frauen sexuell belästigt. Trump wies das stets zurück.
Trumps Mann
Trump hatte Kavanaugh als Richter für den Supreme Court, das höchste US-Gericht, vorgeschlagen. Kurz vor der Entscheidung des US-Senats über die hochrangige Personalie waren aber heftige Vorwürfe gegen Kavanaugh an die Öffentlichkeit gekommen: Die Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford beschuldigte ihn, er habe sie vor mehr als 30 Jahren am Rande einer Schülerparty versucht zu vergewaltigen. Ein Jugendfreund von Kavanaugh, Mark Judge, sei damals mit im Raum gewesen. Kavanaugh wies die Anschuldigung jedoch vehement zurück. Auch Judge beteuerte, von einem solchen Vorfall nichts zu wissen.
Auch das Weiße Haus sah sich zu einer schnellen Stellungnahme bemüßigt und bezeichnete die Anschuldigungen als Verleumdungskampagne der oppositionellen Demokraten. Man stehe voll hinter Kavanaugh.
Die Vorwürfe gegen den Richterkandidaten sind Gegenstand einer heftigen parteipolitischen Auseinandersetzung. Die Demokraten haben große Vorbehalte gegen den erzkonservativen Richter und sehen eine Chance, Kavanaughs Bestätigung hinauszuzögern, bis sich nach der Zwischenwahl am 6. November möglicherweise die Mehrheitsverhältnisse im Senat ändern und Kavanaugh verhindert werden könnte.
Schlammschlacht vor den Wahlen
Die Besetzung des Richterpostens ist in den USA ein großes Politikum. Die Nachbesetzung mit Kavanaugh könnte dem obersten Gericht der USA auf viele Jahre ein konservatives Übergewicht geben. Als Reaktion auf Ramirez' Vorwürfe forderten die Demokraten, den weiteren Prozess zur Berufung Kavanaughs zu unterbrechen und die Angaben der Frau von der Bundespolizei FBI untersuchen zu lassen.
In der Debatte um Kavanaugh löste er zuletzt einen Proteststurm aus, weil er die Glaubwürdigkeit von Ford öffentlich in Frage gestellt hatte. Für Trump ist Kavanaughs Berufung enorm wichtig. Er hat die Supreme-Court-Besetzung bei seinen Anhängern als großen Erfolg verkauft und muss nun liefern - mit Blick auf die anstehende Zwischenwahl zum US-Kongress Anfang November.
cgn/stu (dpa, rtr)