Neue Cyberstrategie im Pentagon
15. Juli 2011Die Hackerangriffe auf das US-Verteidigungsministerium im März dieses Jahres waren offenbar mit die schwersten Angriffe auf Netzwerke des US-Militärs überhaupt. Damals seien auf einen Schlag 24.000 geheime Daten gestohlen worden, räumte der stellvertretende Verteidigungsminister William Lynn am Donnerstag (14.07.2011, Ortszeit) an der National Defense University ein. Man gehe davon aus, dass eine ausländische Regierung hinter der Attacke stecke. Namen nannte er keine.
Um solche Cyberangriffe abwehren zu können, hat das Pentagon nun eine neue Cyberstrategie beschlossen, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Das US-Militär behandelt den virtuellen Raum demnach neben Luft, Wasser, Land und Weltraum künftig als eigenen Einsatzbereich. Es gehe aber nicht darum, das Internet zu militarisieren, beteuerte Lynn, sondern darum, Computernetzwerke von strategischer Bedeutung zu schützen.
Tägliche Attacken
So müssten insgesamt rund sieben Millionen Computer und 15.000 Netzwerke des US-Militärs geschützt werden. Die Zahl der täglichen Hackerangriffe gehe in die Millionen, sagte Lynn: "Die Cyberbedrohung ist akut und potenziell verheerend. Gegner suchen konstant nach Schwachstellen." Aber auch amerikanischen Firmen, Behörden und Universitäten seien Ziele von Cyberattacken.
Umgesetzt werden soll die neue Strategie vom "Cyber Command", einer Spezialeinheit, die im vergangenen Jahr gegründet worden war. Deren Soldaten sollen Attacken abwehren und Operationen im Angriffsfall auf sichere Netzwerke umleiten. Im gesamten Verteidigungsministerium sollen außerdem neue Standards zum Umgang mit sensiblen Daten eingeführt werden. Das zielt nicht zuletzt auf mögliche Datendiebe in den eigenen Reihen.
Internationale Vernetzung
Das US-Militär setzt im Kampf gegen Hacker auch auf "kollektive Selbstverteidigung". "Kein einzelner Staat, keine einzelne Organisation kann alleine eine effektive Abwehr aufrechterhalten", heißt es in dem 13-seitigen Papier. Das Pentagon werde deshalb mit anderen Ländern zusammenarbeiten. Gemeinsam sollen dann Warnsysteme und Trainingsprogramme aufgebaut werden.
Die neue Cyberstrategie, an der rund zwei Jahre gearbeitet worden war, fällt laut ersten Einschätzungen defensiver aus als erwartet. So werden schwere Hackerangriffe nicht als Kriegshandlung eingestuft, auf die mit Waffengewalt geantwortet werden könnte. Auch von offensiven Cyberkriegen ist keine Rede.
Autor: Dirk Eckert (dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Siegfried Scheithauer