Ausschreitungen in Rio
7. Februar 2014Nach zunächst friedlichen Kundgebungen von einigen hundert Menschen gegen die Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr eskalierte die Lage in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro: Vermummte Demonstranten attackierten die Polizei mit Steinen und Knüppeln und zündeten Barrikaden an. Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer und Tränengas ein. Es gab zahlreiche Festnahmen.
Mindestens sieben Menschen erlitten nach Berichten lokaler Medien mehr oder weniger schwere Verletzungen. Ein Kameramann des TV-Senders Band erlitt durch einen Sprengsatz schwere Schädelverletzungen und wurde noch in der Nacht notoperiert. Er habe viel Blut verloren, sein Zustand sei ernst, hieß es in einer Mitteilung des Senders. Nach Angaben der brasilianischen Vereinigung für Investigativjournalismus (Abraji) ist der Kameramann bereits der dritte Journalist, der seit Jahresanfang bei Demonstrationen verletzt wurde.
Kritik am Vorgehen der Polizei
Zwischen die Fronten geriet auch DW-Reporter Philipp Barth. Er berichtete, wie ihm ein Polizist die Kamera aus der Hand schlug. Nach seinen Einschätzungen hat die Polizei "absolut überreagiert". Die Sicherheitskräfte seien absolut nicht vorbereitet auf solche Demonstrationen.
Die Regierung unter Präsidentin Dilma Rousseff ist aufgrund der zunehmenden Unzufriedenheit der Bevölkerung massiv unter Druck geraten. Geplante Fahrpreiserhöhungen hatten bereits im vorigen Sommer in zahlreichen Städten Brasiliens über Wochen zu massiven und landesweite Protesten geführt, die sich im Laufe der Zeit auch gegen Misswirtschaft, Korruption und die Milliarden-Kosten für die Fußball-Weltmeisterschaft richteten.
"Es wird keine WM geben"
Bei Massendemonstrationen gingen insgesamt eine Million Menschen auf die Straße. Sie forderten mehr Geld für das marode Bildungs- und Gesundheitswesen. Es waren die größten Proteste nach Ende der Diktatur. Wegen der Demonstrationen verzichteten die meisten Stadtverwaltungen - auch in Rio - damals auf die Fahrpreiserhöhung.
In den vergangenen Wochenkam es in mehreren Städten des Landes wieder zu Protestaktionen, die unter dem Motto "Não vai ter Copa" ("Es wird keine WM geben") standen. Die Regierung ist besorgt wegen der Möglichkeit andauernder Proteste während der Weltmeisterschaft vom 12. Juni bis 13. Juli.
SC/uh/sti (epd, APE, dpa)