Neue Kandidatinnen für Linken-Spitze
22. Mai 2012Im Streit um den Parteivorsitz der Linkspartei drängen Frauen an die Spitze. NRW-Landeschefin Katharina Schwabedissen erwägt, für den weiblichen Part der Doppelspitze zu kandidieren. Sie müsse sich aber noch mit ihrem Landesvorstand und ihren Söhnen besprechen, sagte sie der "Mitteldeutschen Zeitung" (Dienstagsausgabe). Zuvor hatte die sächsische Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann ihre Kandidatur angekündigt.
Gysi auf Distanz zu Lafontaine
Umstritten ist gleichzeitig immer noch, wer den männlichen Part der Doppelspitze besetzt. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch hat seit längerem seine Kandidatur angekündigt. Doch auch der ehemalige Parteivorsitzende Oskar Lafontaine will die Partei wieder führen. Allerdings unter der Voraussetzung, dass Bartsch nicht gegen ihn kandidiert.
Doch das stößt inzwischen auch bei Linken-Fraktionschef Gregor Gysi auf Kritik. Wenn Lafontaine Bartsch nicht als Bundesgeschäftsführer wolle, dann sei Bartsch die Kandidatur für den Vorsitz nicht zu verübeln, sagte er. Verständnis für Lafontaine äußerte dagegen der amtierende Parteichef Klaus Ernst. Sollte dieser nicht antreten, schloss er eine eigene Kandidatur gegen Bartsch nicht aus. "Ich kandidiere nicht gegen Oskar Lafontaine", sagte er lediglich.
Mann - Frau, West - Ost
Der neue Vorstand soll am 2. und 3. Juni auf einem Parteitag in Göttingen gewählt werden. In der Linkspartei muss mindestens eine Frau in der Doppelspitze sein, außerdem war es bisher üblich, dass der eine Vorsitzende aus dem Westen, der andere aus dem Osten kommt.
Mehrere Linkspartei-Politiker kritisierten den Streit um die Besetzung. Es sei ein "Streit zwischen Männern, die offenbar ausklammern, dass es um mehr geht als den Parteivorsitz", kritisierte Schwabedissen. Der Thüringer Landeschef der Linkspartei, Knut Korschewski, warnte vor einem Scheitern der Partei. "Zwei Züge rasen aufeinander zu, und das sind nicht Oskar Lafontaine und Dietmar Bartsch", sagte Korschewski am Montagabend auf einer Regionalkonferenz der Linken in Erfurt. In der Partei stünden sich verschiedene politische Strömungen gegenüber. Nun müsse ein "dritter Weg" gefunden werden.
det/SC (dapd, dpa)