Schwere Zusammenstöße in Israel
6. Juli 2014Die Proteste weiteten sich von Ost-Jerusalem ins Zentrum und in den Norden Israels aus. In mehreren von arabischen Israelis bewohnten Orten gab es Zusammenstöße. Straßen wurden blockiert, dutzende Demonstranten wurden festgenommen. Die israelische Polizei meldete Zusammenstöße in den Städten Taibeh im Nordosten des Landes, in Dschaldschulia und Kalansuwa im Zentrum sowie in Fahm, Arara und Nazareth.
Trotz der seit Tagen anhaltenden Gewalt sehe er keine Anzeichen für einen neuen Palästinenseraufstand, sagte der Minister für Innere Sicherheit, Jizchak Aharonowitsch, bei einem Besuch um Norden des Landes. Laut Polizei wurden seit Freitagabend rund 35 Palästinenser und arabische Israelis festgenommen.
Auch US-Bürger festgenommen
Unter den Festgenommen befindet sich auch der US-Bürger Tarik Abu Chder, ein 15 Jahre alter Cousin des am Mittwoch ermordeten Mohammed Abu Chder. Seine Eltern sagten der Nachrichtenagentur AFP, Tarik sei bereits am Donnerstag verhaftet worden, nachdem er von Polizisten verprügelt worden sei. Ein im Internet verbreitetes Video zeigt, wie offenbar ein israelischer Grenzpolizist auf einen am Boden liegenden Menschen einschlägt und -tritt, bevor er den Bewusstlosen gemeinsam mit einem Kollegen fortzerrt. Eine Polizeisprecherin konnte nicht bestätigen, dass es sich bei dem Opfer Tarik Abu Chder handelte. Das Video sei jedoch bei der Festnahme von sechs Palästinensern, darunter Abu Chder, gefilmt worden.
Die USA verlangten umgehend Aufklärung. Das Außenministerium in Washington äußerte sich in einer Erklärung zutiefst beunruhigt über den "exzessiven Einsatz" von Gewalt. Zugleich bestätigte das Ministerium, dass sich der 15-Jährige derzeit in Jerusalem in Haft befinde. Ein Vertreter des US-Konsulats habe ihn dort am Samstag besucht.
Der junge Palästinenser Mohammed Abu Chder war am frühen Mittwochmorgen in Ost-Jerusalem verschleppt worden. Stunden später wurde seine verbrannte Leiche nahe einem Waldstück im Westteil der Stadt gefunden. Laut am Samstag veröffentlichten Autopsie-Ergebnissen wurde der Junge offenbar bei lebendigem Leib verbrannt. Es wird vermutet, dass er als Rache für die Verschleppung und Ermordung von drei israelischen Teenagern im Westjordanland sterben musste. Palästinenser verdächtigen jüdische Extremisten der Tat.
Israelische Luftwaffe greift Ziele im Gazastreifen an
Als Reaktion auf den anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen hat die israelische Luftwaffe am Sonntag nach eigenen Angaben zehn Ziele der radikal-islamischen Hamas in dem Palästinensergebiet angegriffen. Ins Visier genommen worden seien unter anderem Raketenwerfer und Standorte für die Produktion von Waffen, teilte das israelische Militär mit.
Extremisten hätten zuvor eine Rakete auf die südisraelische Stadt Beerscheba abgefeuert. Sie sei vom Abwehrsystem "Iron Dome" zerstört worden. Über der Küstenstadt Aschkelon seien drei Raketen in der Luft abgeschossen worden.
gmf/qu (afp, dpa, rtr)