Neue Riesen-Reederei aus China
18. Februar 2016In der Krise soll Größe helfen. Mitten in der globalen Wirtschaftsflaute, bei schwächelndem Wachstum in China und gigantischen Überkapazitäten im internationalen Schiffstransport, ist in Shanghai ein neuer Reeder-Riese an den Start gegangen. Die China Cosco Shipping Corporation (Coscocs) entstand durch die Fusion zweier Staatsfirmen.
180.000 Mitarbeiter hat die neue Nummer vier der weltweiten Containerschifffahrt und damit doppelt so viele wie der Branchenprimus Maersk aus Dänemark. Die Flotte des Neuen: 830 Schiffe. Maersk und der japanische Rivale Mitsui bringen es zusammen nicht mal auf die Hälfte.
Schon im vergangenen Dezember hatte die Regierung in Peking die Fusion der Staatsreedereien Cosco und China Shipping Group genehmigt. Beide Partner sind hoch verschuldet, und beide haben in der letzten Zeit hohe Verluste eingefahren. Dennoch hat die neue Gruppe einen Börsenwert von fast 22 Milliarden Dollar -Maersk bringt es auf 12 Milliarden.
Fusionen weltweit
Die Krise des weltweiten Transportsektors treibt auch die Konkurrenz zu Fusionen. Die französische Gruppe CMA hat unlängst den Konkurrenten NOL aus Singapur übernommen. Große Teile des chilenischen Reeders CSAV wurden von Hapag Lloyd aus Hamburg geschluckt. Die ganze deutsche Branche kommt noch auf gut 3.000 Schiffe und 86.000 Beschäftigte.
Seit Jahren fallen im Containergeschäft die Preise. Durch Größe wollen die Firmen Kosten senken. Deshalb wachsen nicht nur die Konzerne, sondern auch die Schiffe. Sie können immer mehr Container fassen. Aber es wird auch immer schwerer, sie voll beladen auf die Reise zu schicken. Oft machen Reeder mit Touren Verluste.
Schiff, Hafen, Schiene
Das auf die Branche spezialisierte Beratungsunternehmen Drewry schätzt, dass die weltweite Container-Schifffahrt in diesem Jahre insgesamt ein Minus von fünf Milliarden Dollar einfahren wird.
Trotzdem hat die Reedergruppe Cosco, die Teil des neuen Schifffahrtsriesen ist, unlängst den Hafen von Piräus in Griechenland ganz übernommen, zu einem Kaufpreis von rund 360 Millionen Euro. Dabei sind die Schulden Coscos sieben Mal so hoch wie die des Hafens.
Die Chinesen wollen sich offenbar neue Geschäftswege erschließen. Diese Woche wurde bekannt, Cosco plane auch die Übernahme des griechischen Schienennetzes. Beobachter hoben hervor, der Konzern verfüge dann über Verbindungen vom Suez-Kanal über die Balkan-Staaten bis nach Zentral- und Osteuropa.
Für den Containermarkt rechnen die Experten von Drewry auch längerfristig mit fallenden Frachtraten. Wegen der schwächelnden Konjunktur in China und anderen großen Schwellenländern werde das Angebot auch weiterhin viel größer bleiben als die Nachfrage.
ar/bea (rtr, afp, Archiv)