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Neuer Ärger für die Deutsche Bank

5. September 2011

Auch Großbritannien ermittelt jetzt gegen die Deutsche Bank. Zuvor hatten die US-Behörden das Institut und 16 andere Großbanken auf Schadenersatz wegen falscher Angaben zur Qualität von Hypothekenpapieren geklagt.

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Deutsche Bank Zwillingstürme in Frankfurt (Foto: dpa)
Bild: picture alliance

Neben den USA ermitteln laut "Financial Times" nun auch britische Aufsichtsbehörden gegen die Deutsche Bank. Neben der Deutschen Bank seien auch Goldman Sachs und andere Finanzinstitute betroffen, berichtet die Zeitung am Montag (05.09.2011). Die Untersuchung des Serious Fraud Office (SFO) solle Beweise dafür liefern, dass Finanzinstitute ihren Kunden beim Verkauf von forderungsbesicherten Wertpapieren in Großbritannien falsche Informationen lieferten. SFO-Direktor Richard Alderman sagte der "Financial Times", die Ermittlungen seien schwierig, da den Geldhäusern eine Betrugsabsicht nachgewiesen werden müsse.

Erst am vergangenen Freitag wurde eine Milliardenklage in Manhattan eingereicht. Geklagt hat die Aufsichtsbehörde der beiden größten staatlichen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Als diese beiden Institute, die Millionen von amerikanischen Hausbesitzern mit Krediten versorgen, vor der Pleite standen, musste die amerikanische Regierung mit einer milliardenschweren Finanzspritze einspringen.

Fataler Kreislauf zur Unterstützung des Immobilienmarktes

Preisschild vor einer amerikanischen Immobilie signalisiert, dass der Preis gesenkt wurde (Foto: AP)
Viele Häuser waren unverkäuflichBild: AP

Der Vorwurf, den die amerikanische Finanzaufsicht unter anderem gegen die Bank of America, die Citigroup, J.P.Morgan Chase, Goldman Sachs und die Deutsche Bank erhebt, ist schwerwiegend: Die Bankhäuser hätten faule Kredite besser bewertet, als sie tatsächlich waren und den beiden amerikanischen Baufinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac in Paketen verkauft. Die beiden Baufinanzierer erwarben derartige Verträge im Auftrag der amerikanischen Regierung, damit die Geschäftsbanken wieder in die Lage versetzt wurden, neue Kredite zu vergeben. Dieser Kreislauf diente der Unterstützung des Immobilienmarktes. So jedenfalls die Idee, die bis zur Finanzkrise 2008 auch funktioniert hat.

Fannie Mae und Freddie Mac wären aber beinahe kollabiert, weil ein Großteil der im Paket an sie verkauften Hypotheken entgegen der Versicherungen der verkaufenden Banken so genannte "Giftpapiere" waren. Viele der Immobilienbesitzer, deren Kredite an Fannie Mae und Freddie Mac verkauft worden waren, konnten ihre monatlichen Raten nicht bezahlen. Der Schaden, der durch den massenhaften Ausfall der Hypothekenzahlungen den beiden Baufinanzierern entstanden ist, beläuft sich nach Berechnungen der amerikanischen Finanzaufsicht auf etwa 105 Milliarden Dollar (ca. 74 Milliarden Euro).

Deutsche Bank wehrt sich

Außenaufnahme der Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt/Main (Foto:dpa)
Auch die Deutsche Bank ist auf milliardenschweren Schadenersatz verklagt wordenBild: picture alliance/dpa

Neben amerikanischen Großbanken ist auch die Deutsche Bank von der Klage betroffen. Die Finanzaufsichtbehörde legt der Bank Geschäfte aus den Jahren 2005 bis 2007 zur Last, die auf etwa 14,2 Milliarden Dollar (gut 10 Milliarden Euro) beziffert werden. Der Bank wird vorgeworfen, bewusst die Papiere von finanzschwachen Schuldnern verkauft zu haben. Die Frankfurter Banker setzen sich dieser Anschuldigung mit dem Argument zur Wehr, Freddie Mac und Fannie Mae seien "ausreichend erfahren" gewesen, um die Risiken des Geschäftes realistisch einschätzen zu können.

Der Grund für den Ausfall von Krediten sei nicht das Verhalten der Banken, sondern die Wirtschaftskrise gewesen, die viele Hausbesitzer in die Arbeitslosigkeit getrieben hätte. Ein Sprecher der Deutschen Bank kündigte deshalb an, man werde sich "energisch dagegen zur Wehr setzen." Ob es tatsächlich zu einem Gerichtsverfahren kommt, ist noch offen, denn außergerichtliche Einigungen sind in den USA an der Tagesordnung.

Autoren: Matthias von Hellfeld / Zhang Danhong (rtr, dpa, afp)
Redaktion: Pia Gram