Lockdown: Australian Open ohne Zuschauer
12. Februar 2021Die Veranstalter der Australian Open müssen einen weiteren Rückschlag verkraften. Wegen des Ausbruchs der britischen Corona-Mutation in einem Quarantäne-Hotel am Flughafen von Melbourne ist über den gesamten Bundesstaat Victoria ein fünftägiger Lockdown verhängt worden. Bislang infizierten sich 13 Menschen, darunter Angestellte und deren Angehörige.
Wie der Premierminister des Staates, Daniel Andrews, mitteilte, tritt der neue Shutdown Samstagfrüh um 00.00 Uhr Ortszeit in Kraft. In der zweitgrößten Stadt Melbourne sind rund fünf Millionen Menschen betroffen. Schulen und Geschäfte bleiben dann geschlossen, Restaurants dürfen nur Speisen zum Abholen anbieten. Zudem dürfen Häuser und Wohnungen nur aus dringenden Gründen verlassen werden. Außerhalb der eigenen vier Wände gilt eine Maskenpflicht. Die Maßnahmen seien notwendig, um eine weitere Ausbreitung der "äußerst ansteckenden" britischen Virus-Variante zu stoppen, sagte Andrews.
Tennisanlage gilt als "reiner Arbeitsplatz"
Dass die Australian Open trotz der neuen Einschränkungen fortgesetzt werden, hat wirtschaftliche Gründe. Die Regierung stufte Profisportler in die Gruppe der "notwendigen Berufe" ein. Der Austragungsort werde nun als reiner "Arbeitsplatz" betrachtet, für den eine beschränkte Mitarbeiterzahl gelte, erklärte Andrews weiter.
Allerdings sind von Samstag an auf der Anlage im Melbourne Park zunächst für die kommenden fünf Tage keine Zuschauer mehr erlaubt. Für die ersten Turniertage war die Obergrenze auf 30.000 Besucher pro Tag beschränkt worden. Am Donnerstag hatten gut 21.000 Tennisfans auf den Tribünen die Spiele verfolgt.
"Wir arbeiten weiter eng mit der Regierung zusammen, um die Gesundheit und die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten", versprach Turnierdirektor Craig Tiley. Die Tennisprofis werden sich nach seinen Worten in den kommenden Tagen in einer sogenannten Blase aufhalten, "so wie sie es bereits seit Monaten gewohnt sind". Das bedeutet, sie werden nur zwischen Anlage und Hotel hin und her pendeln.
Bereits vor dem Start war das Grand-Slam-Turnier von Corona beeinflusst worden. Zunächst hatten sich mehr als 70 Profis sowie Betreuerinnen und Betreuer für zwei Wochen in eine harte Hotel-Quarantäne begeben müssen, weil es auf ihren Flügen positive Corona-Fälle gegeben hatte. Die anderen Profis durften ihre Unterkunft zumindest jeweils fünf Stunden täglich für Training und Behandlungen verlassen. Wenige Tage vor Beginn des Turniers mussten sich mehr als 500 Personen nochmals für einen Tag isolieren, weil ein Hotel-Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden war.
Die Behörden in Australien kennen bei den Corona-Beschränkungen kein Pardon. Insbesondere, seitdem Melbourne bis Ende Oktober vier Monate lang abgeschottet war. Das Land hat sich seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr durch eine strikte Einreisepolitik de facto von der Welt abgeriegelt. Wer einreist, muss sich einer zweiwöchigen, selbst bezahlten Hotelquarantäne unterziehen.
"Es ist schwer, es werden schwere Tage für alle", sagte Serena Williams, die auf dem Centre Court stand, als die neuen Beschränkungen öffentlich wurden. Die 39 Jahre alte Amerikanerin bezwang in der dritten Runde in Melbourne die Russin Anastasia Potapowa in zwei Sätzen. Das Achtelfinale erreichte auch der Deutsche Alexander Zverev ohne Mühe. Er gewann in drei Sätzen gegen den Franzosen Adrian Mannarino.
se/fab (dpa, rtr, sid)