Masterstudiengang soll Afrikas Medienlandschaft stärken
12. September 2024Als die Studenten endlich frisch herausgeputzt eintrudeln, ist ihnen die Erleichterung anzumerken. Jetzt kann die Fotografin endlich Gruppenfotos machen, jetzt kann es endlich losgehen mit dem französischsprachigen Masterstudiengang für internationalen Journalismus in Berlin.
"Dies ist ein konkretes Beispiel dafür, was Deutschland und Frankreich am besten machen können," freut sich François Delattre, französischer Botschafter in Berlin, der Gastgeber an diesem Abend.
Der Festakt zur Eröffnung in der französischen Botschaft, nur wenige Schritte vom Brandenburger Tor entfernt, steht am Ende von Jahren der Vorbereitung und unzähligen Partnertreffen. Der Masterstudiengang ist in Zusammenarbeit zwischen der Deutsche Welle Akademie und der Journalisten-Schule in Tours (École publique de journalisme de Tours) entstanden. Auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt die zehn Studierenden, die am 2. September in Deutschland eingetroffen sind.
Aus Deutschland und Frankreich in die Heimat
Sie stammen aus Burkina Faso, der Elfenbeinküste, Marokko, Tunesien und Senegal, sind überwiegend erfahrene Journalisten aus ihren Heimatländern und werden in den nächsten zwei Jahren eine anspruchsvolle Ausbildung absolvieren. Zunächst verbringen sie ein Jahr am Hauptsitz der Deutschen Welle in Bonn. Im zweiten Jahr setzen sie ihre Ausbildung an der EPJT in Frankreich fort. Das Programm endet mit einem dreimonatigen Praktikum in ihren Heimatländern.
Mit diesem letzten Praktikum wird die Grundidee des Programms deutlich: Es soll die Medienlandschaft in den Ländern des französischsprachigen Afrika und im Maghreb stärken. "Wir tragen eine hohe Verantwortung für die Region", sagt Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle. "Deshalb ist es wichtig, dass Journalisten, die für die freie Presse eintreten sollen, gut ausgebildet sind und die notwendigen Fähigkeiten haben, um in diesen sehr schwierigen Märkten bestehen zu können."
Maßgeschneiderter Unterricht für Sahel und Maghreb
Dieser Anspruch spiegelt sich auch im Unterricht wider. Für Journalisten aus der Region seien Module über Verifizierung und Bekämpfung von Desinformation besonders wichtig, betont Laurent Bigot, Leiter der Journalistenschule in Tours, im Interview mit der DW. In manchen Ländern der Region wird um geopolitischen Einfluss gerungen, und Fake News sowie Schmähkampagnen gegen den Westen prägen die öffentliche Meinung.
Weitere Kurse im Bereich Medienmanagement sollen den Studierenden beibringen, wie sie Medienunternehmen erfolgreich leiten und resilienter machen. Am allerwichtigsten, sagt Bigot, sei jedoch die Möglichkeit für beide Seiten, ihr Wissen und Können mit dem anderer Redaktionen und Länder zu vergleichen, um daraus zu lernen.
Angehende Studenten: Eine Chance, voneinander zu lernen
"Ich habe wie meine Kommilitonen viele Erwartungen", sagt Marcos Podé, Studierender aus der Elfenbeinküste, im Garten der Botschaft. Besonders interessieren ihn Inhalte zum investigativen Journalismus.
Seine Landsfrau Ella Djiguimde nickt und ergänzt: "Wir sind hierhergekommen, um das zu lernen, was wir vielleicht in unserem eigenen Land nicht konnten. Diese kulturelle Vielfalt im Journalismus wird uns helfen, dieses Wissen besser auf unsere eigenen Länder zu übertragen."
Schwierige Bedingungen in den Herkunftsländern
Auch Ibrahim Billa sitzt mit uns am Tisch. Er berichtet von der Lage der Presse in seinem Heimatland Burkina Faso, wo das Militär vor zwei Jahren durch einen Putsch an die Macht kam. Seitdem sei die Arbeit der Presse schwieriger geworden, sagt er. Sein Vorgesetzter, so erzählt Billa, sei als Strafe für seine Berichterstattung an die Front geschickt worden, um gegen die Islamisten an der Grenze zu Mali zu kämpfen. Für den Studierenden seien diese zwei Jahre daher auch eine Chance, seinen Beruf ohne Angst ausüben zu können.
"Ich empfinde Respekt", sagt Karamba Diaby, Mitglied des Bundestags, "Respekt und Erleichterung, zu sehen, dass es junge Menschen gibt, die trotz der sehr komplexen politischen Situation in manchen dieser Länder sagen: 'Wir sind hier, wir engagieren uns in diesem Kontext und tun alles, um unsere Arbeit unter den bestehenden Bedingungen fortzusetzen.'"
Auch Peter Limbourg betont im Interview, dass die Deutsche Welle trotz der zunehmenden Feindseligkeit gegenüber westlichen Medien weiterhin in Ländern Nord- und Westafrikas aktiv bleiben werde. "Es ist wichtig, dass wir gerade in Bereichen, in denen viel Desinformation betrieben wird - von verschiedenen Seiten, auch von Russland -, zeigen, dass wir als Europäer präsent sind und unsere Partner in Afrika nicht im Stich lassen. Auch wenn andere sehr aktiv sind, bleiben wir interessiert an der Region und den Menschen dort."
Viele Pläne für die Zeit nach dem Master
Und die Zukunft für die Studierenden? Amy Wane aus Senegal weiß bereits genau, wo es für sie nach den zwei Jahren hingeht. Die Sportjournalistin möchte ein Medienunternehmen gründen, das sich auf die Lebensrealitäten von Sportlerinnen spezialisiert.
Ella Djiguimde aus der Elfenbeinküste lächelt bei der Frage nach dem Danach verschmitzt: "Wir werden so viel zu tun haben... also ich werde Chefredakteurin eines großen Medienunternehmens oder ich mache mich irgendwo selbstständig!" Wo auch immer es sie hin verschlagen wird - der Abend am Pariser Platz macht deutlich: Die Studierenden des neuen Masters können auf tatkräftige Unterstützung zählen.