Neuer US-Kampfverband für Osteuropa
6. Januar 2017Der Großverband wird später mit logistischer Hilfe der Bundeswehr per Bahn- und Straßentransport weiter nach Polen verlegt. Von dort aus verteilen sich die Einheiten laut US-Armee für Übungen teilweise bis in die baltischen Staaten sowie nach Bulgarien und Rumänien. Die US-Regierung hatte im Oktober angekündigt, ab 2017 im Rahmen der Operation "Atlantic Resolve" permanent eine zusätzliche Kampfbrigade nach Europa zu schicken. Es handelt sich um eine Reaktion auf Russlands Vorgehen im Ukraine-Konflikt.
Die Brigaden sollen jeweils samt Ausrüstung von ihren Standorten in den USA für neun Monate nach Europa geschickt werden, anschließend werden sie durch weitere identische Einheiten abgelöst. Die nun in Bremerhaven eingetroffenen Einheiten gehören zu der dritten Kampfbrigade der vierten US-Infanteriedivision aus Fort Carson, die die Rotation eröffnet.
Logistische Großoperation
Die Bundeswehr unterstützt den Transport. Ihre Logistikschule in Garlstedt bei Bremerhaven dient als zentrale Drehscheibe. Dort sind zeitweise auch fast 400 US-Soldaten stationiert, die die logistisch aufwändige Weiterverlegung organisieren. Der Transport der insgesamt rund 2500 Fahrzeuge und Frachtcontainer erfolgt unter anderem mit 900 Eisenbahnwaggons.
Die Verlegung soll in zwölf Tagen abgeschlossen sein. "Atlantic Resolve" sei ein Zeichen des kontinuierlichen US-Engagements für Europa zur Stabilisierung des Friedens, sagte der stellvertretende Oberbefehlshaber der US-Landstreitkräfte in Europa, Generalmajor Timothy McGuire, in Bremerhaven. Das Unternehmen sei eine logistische Großoperation. Es sei versucht worden, Verkehrsbeeinträchtigungen möglichst zu vermeiden. Das werde weitgehend gelingen, betonte Bundeswehr-Generalmajor Josef Blotz vom Kommando Streitkräftebasis.
"Atlantic Resolve" ist selbst wiederum nur Teil ihrer "European Reassurance Initiative" also der Initiative zur Rückversicherung Europas, für welche die US-Regierung 2017 rund 3,2 Milliarden Euro ausgeben will - mehr als vier Mal so viel wie im Vorjahr. Es gehe nicht mehr nur um die Demonstration der Verlässlichkeit der USA gegenüber den europäischen Partnern, sondern um "Abschreckung", begründete Washington dies.
Drei zentrale Depots
Konkret bedeutet dies, dass die USA im Rahmen der Rückversicherungsinitiative unter anderem auch den Ausbau von Flughäfen und Übungsgeländen in Europa unterstützt. Im Konfliktfall soll so die nötige militärische Infrastruktur bereitstehen. Außerdem zieht die US-Armee Ausrüstung und Nachschub für zusätzliche schwere Kampfverbände zusammen, die in drei zentralen Depots in Deutschland, den Niederlanden und Belgien ständig einsatzfähig bereitstehen sollen.
Im Konfliktfall müsste die US-Armee nur noch die Soldaten einfliegen und könnte schnell weitere Einheiten ins Gefecht führen. Im niederländischen Eygelshoven nahm im Dezember ein erstes dieser Lager mit Panzern und Material für eine weitere Brigade dieser Größenordnung den Betrieb auf, im nordrhein-westfälischen Dülmen soll schon bald ein weiteres folgen.
NATO eingebunden
Interessant ist hierbei die Rolle der NATO. Unabhängig von den unilateralen Operationen der USA beschloss das westliche Bündnis im Oktober 2016, ab diesem Jahr ebenfalls auf rotierender Basis ständig vier gemeinsame multinationale Kampfbataillone mit je etwa tausend Soldaten in Polen, Lettland, Estland und Litauen zu stationieren. Die USA stellen dabei ebenfalls den Kern eines der Bataillone.
cgn/sti (afp, dpa)